Endokrine Funktion der Niere
Die Nieren sind auch endokrin aktiv und sind sowohl ein Bildungsort, als auch ein Wirkungsort für Hormone (Abb.). Die Nieren können folgende Hormone bilden:
Renin: Wie bereits beschrieben, kann im juxtaglomerulären Apparat der Niere Renin gebildet werden, wenn der Blutdruck bzw. die glomeruläre Durchblutung zu gering ist. Renin ist dabei der erste Agonist im Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS) und wirkt vaskonstriktorisch, also blutdruckerhöhend.
Erythropoetin: Erythropoetin (altgriechisch: ἐρυθρός [„erythros“]: rot und ποιεῖν [„poiein“] – machen) ist ein Glykoprotein, das gebildet wird, wenn die Sauerstoffsättigung in den Nierenarterien zu gering ist (Hypoxie). Es wird fast ausschließlich (85 bis 90 %) in der Niere gebildet und zwar in den peritubulären Fibroblasten (den Bindegewebszellen, die zwischen den Nierenkanälchen sitzen). Die Leber bildet die restlichen 10 bis 15 % des Erythropoetins. Nach seiner Bildung wird Erythropoetin ins Blut entlassen und aktiviert im Knochenmark die Bildung neuer roter Blutkörperchen (Erythrozyten), um die Sauerstoffsättigung im Blut zu verbessern.Künstliches Erythropoetin kann auch therapeutisch bei einer Anämie (Blutarmut) eingesetzt werden, also wenn die Zahl an roten Blutkörperchen und somit die Sauerstoffsättigung des Blutes zu gering ist. Erythropoetin (EPO) steht allerdings auch in der Kritik, da es im Profisport zur illegalen Leistungssteigerung (Doping) verwendet wird.
Kalzitriol wird ebenfalls von der Niere gebildet und wird über weitere Modifikationen in seine aktive Form gebracht. Es steuert den Kalziumhaushalt und wirkt anti-osteoporotisch, indem es die Kalziumresorption in der Niere erhöht.
Auf die Nieren können folgende Hormone wirken:
ADH: Das ADH wird in dem Hypothalamus gebildet und wirkt auf den distalen Tubulus und das Sammelrohr des Nephrons. Es wirkt dabei als Peptidhormon und bindet an membranständige Rezeptoren des Tubulusepithels. Über cAMP und Proteinkinase A löst es eine Messenger-Kaskade aus und aktiviert den Einbau von Aquaporinen in die Tubuluswand. Es wirkt außerdem gefäßverengend, weshalb es auch Vasopressin genannt wird.
Aldosteron: Aldosteron wird von der Nebennierenrinde gebildet und durch die Aktivierung des RAAS ausgeschüttet. Es stimuliert den Einbau von Natrium-Kalium-Pumpen in die Membran des Epithels des distalen Tubulus und des Sammelrohrs und fördert die Natrium-Resorption.
Parathormon und sein Gegenspieler Kalzitonin regulieren den Kalziumhaushalt des Blutes über die Niere. Das Parathormon wird in der Nebenschilddrüse gebildet und erhöht den Kalziumspiegel im Blut, indem es u.a. die Kalzitriolbildung und somit die Kalziumresorption in der Niere erhöht. Kalzitonin hingegen wird in der Schilddrüse gebildet und fördert die Kalziumausscheidung in der Niere (Kalziurese).