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Inhaltsangabe Teil 2: "Buden, Lichter, Volk" bis "Kammer"

Buden, Lichter, Volk

Woyzeck besucht zusammen mit Marie den Jahrmarkt im Dorf. Ein alter Mann singt vom Sterben und spielt dazu die Leier, während ein Kind dazu tanzt. Es herrscht ausgelassene Stimmung und Woyzeck scheint in besserer Konstitution zu sein. Ein Ausrufer führt tierische Kuriositäten vor, wobei er die Ähnlichkeit von Mensch und Tier beweisen will und vergleicht dabei ausgerechnet einen Affen mit einfachen Soldaten als unterste Stufe der Gesellschaft. Woyzeck und Marie lassen sich von dessen Ausführungen dazu anregen, die Vorführung in der Bude zu besuchen.

Währenddessen werden der Unteroffizier und der Tambourmajor auf Marie aufmerksam und schwärmen von ihr, die „zur Zucht von Tambourmajors“ geeignet sei.

In der Bude werden ein Pferd und die menschliche Existenz einander gegenübergestellt, indem das Pferd verschiedene Kunststücke vorführt und damit die Ähnlichkeit zwischen Menschen und Tieren wiederum bewiesen werden soll.

  • In dieser Szene gibt es zwei Ebenen, die es sie anzuschauen lohnt:

  1. Die erste Ebene treibt die Handlung voran: Marie und Woyzeck befinden sich gemeinsam als Paar auf dem Jahrmarkt, wo auch der Tambourmajor sie wiedersieht. Er bekundet sein Interesse an ihr und lässt sich davon, dass sie vergeben ist, nicht abhalten. Schaut man sich allerdings die Art an, wie er Marie beschreibt, fällt auf, dass er sie zu einem Sexualobjekt, zu einem animalischen Lustobjekt degradiert. Er sieht in ihr nur ein attraktives „Weibsbild, das gut zur Fortpflanzung geeignet ist, Marie als Person interessiert den Tambourmajor nicht.
  2. Diese animalische Sichtweise leitet zur zweiten Ebene der Szene über: Hier wird der Autor als Kommentator der Menschheit und ihrer Handlungen erkennbar. Die ständigen Vergleiche zwischen Mensch und Tier beweisen eine Geringschätzung der menschlichen Existenz und eine Ablehnung der aus der Bibel abgeleiteten Schöpfungsordnung, in der der Mensch dem Tier wegen seines Verstandes als Herrscher gegeben wird. Der Budenschreier erklärt zunächst, dass der Unterschied sich nur daraus ergebe, dass Menschen einen zivilisatorischen Erziehungsprozess durchlaufen haben, Tiere allerdings nicht. Später dann behauptet der Marktschreier mit seinem Pferd, dass die „viehische Vernünftigkeit“ die Wesensgleichheit von Mensch und Tier bedeutet. Alle, Tiere und Menschen, seien letzten Endes nur „Staub, Sand, Dreck“.Diese gesamte Vorstellung ist satirisch angelegt, was sich folgendermaßen zeigt: Die Sprache des Marktschreiers ist geprägt von Wortspielen („Viehsionomik“), einzelnen Begrifflichkeiten des Französischen, der damaligen Bildungssprache, und einem übertriebenen Gehabe mit Effekthascherei. Auf der anderen Seite wirkt es besonders komisch, dass das Publikum den eigentlichen Sinn des Vortrags überhaupt nicht erfasst – somit wird gerade dadurch die Dummheit und vielleicht auch Ähnlichkeit des einfachen Volkes zum Tier die Nähe zwischen den Spezies bewiesen.

Aus Sicht des Autors könnte man also sagen: Die Szene beweist, dass die Menschen animalisch und triebgesteuert sind und ihr Verstand oft fehlt.

Kammer

Marie sitzt mit ihrem Kind zusammen in ihrer kleinen Kammer und bestaunt im Spiegel die Ohrringe, die der Tambourmajor ihr geschenkt hat: „S’ ist gewiss Gold! Unsereins hat nur ein Eckchen in der Welt und ein Stückchen Spiegel und doch hab ich einen so roten Mund als die großen Madamen mit ihren Spiegeln von oben bis unten und ihren schönen Herrn, die ihnen die Händ küssen, ich bin nur ein armes Weibsbild.“

Woyzeck überrascht sie und wundert sich über den Schmuck, aber Marie gibt vor, die Ohrringe gefunden zu haben. Auf sein skeptisches Nachfragen hin reagiert Marie erbost, indem sie fragt, ob sie eine Dirne sei.

Woyzeck geht nicht weiter darauf ein, sondern schaut nach seinem Sohn und stellt fest, dass dieser unbequem liegt und im Schlaf schwitzt, woraufhin er erklärt, die armen Leute schwitzten sogar im Schlaf. Schließlich gibt er Marie seinen letzten Lohn und noch seinen Zusatzverdienst vom Hauptmann, dann lässt er sie wieder allein. Marie bezeichnet sich als „schlecht Mensch und sagt, dass sie sich erstechen könne.

  • In dieser Szene steht wieder Marie im Mittelpunkt und ihre Situation zwischen den zwei Männern wird beleuchtet: Der Tambourmajor wirbt offensiv um sie, indem er ihr Ohrringe geschenkt hat. Diese geben Marie das Gefühl sozialer Anerkennung, sie wird durch dieses kleine Geschenk dazu verleitet darüber nachzudenken, dass sie selbst zwar nur eine Frau aus der Unterschicht ist, sich aber dennoch aufgrund ihrer Schönheit mit den Frauen der Oberschicht messen könnte. Der Tambourmajor bedeutet für sie also zum einen, dass sie Anerkennung als Frau erfährt, weil er sie attraktiv findet. Zum anderen würde er als attraktiver Mann, der unter den armen Leuten sozial angesehen ist und der in der Lage ist, ihr Geschenke zu machen, ihr auch eine gewisse Aufwertung verschaffen, wenn sie eine Beziehung mit ihm einginge. Das Lied, das sie singt, zeugt von ihrem Traum, dem Alltag zu entfliehen. Das „Zigeunerland“ steht für Abenteuer, Freiheit und Ferne.

  • Der Auftritt Woyzecks wiederum bedeutet für sie die unsanfte Rückkehr in den Alltag, sie bedeckt erschreckt ihre Ohrringe. Woyzeck jedoch vertraut ihr so sehr, dass er trotz der merkwürdigen Umstände ihr glaubt, dass sie die Ohrringe gefunden hat.

  • Durch sein Verhalten wird deutlich, dass er, so gut es geht, finanziell für seine Familie sorgt, dass er sich um sein Kind kümmert und sich Gedanken um dessen Wohl macht und dass er offensichtlich durch seine Arbeit so gehetzt und belastet ist, dass er keine Zeit für seine Familie hat („Alles Arbeit unter der Sonn, sogar Schweiß im Schlaf. Wir arme Leut!“; „Ich muss fort. Heut Abend, Marie. Adies“).

  • Immer mehr verfestigt sich zudem der Eindruck, dass Marie das Einzige ist, was Woyzecks Leben einen Sinn gibt.

  • Nach Woyzecks Aufbruch zeigt sich Maries Gewissenskonflikt. Sie hält sich für einen schlechten Menschen und denkt sogar daran sich zu erstechen (eine Vorausdeutung auf ihren tatsächlichen Tod), weil sie sich auf den Tambourmajor einlassen will. Gleichzeitig rechtfertigt sie aber auch ihre Handlungen mit der Sinnlosigkeit der menschlichen Existenz und vor allem der moralischen Regeln: Egal ob Mann oder Frau, alle gingen zum Teufel. Dies zeigt ihre deterministisch-fatalistische Einstellung, nach der der Mensch ohnehin nichts an seinem Schicksal und an seiner Situation ändern kann (Nihilismus als Ansatz sich persönlicher Verantwortung zu entziehen).

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