Wird eine schwache Säure, wie beispielsweise die Essigsäure, mit einer starken Base titriert, unterscheidet sich der Kurvenverlauf von dem einer starken Säure: Der pH-Wert zu Beginn der Titration ist bei der schwachen Säure etwas höher als bei der starken Säure. Der Grund ist hierbei, dass die schwache Säure nicht komplett dissoziiert. Wie im letzten Kapitel beschrieben, ist der pH-Wert von dem pKS-Wert sowie der Konzentration abhängig.
Zu Beginn der Titration erfolgt ein kurzer Anstieg des pH-Wertes, der anschließend stark abflacht und sich einige Zeit nur geringfügig verändert (der Graph verläuft in diesem Bereich beinahe waagerecht). Dieser Bereich wird auch als Pufferbereich bezeichnet, da die schwache Säure (Essigsäure) und die korrespondierende schwache Base der Essigsäure (Acetat-Ion) etwa gleichermaßen vorhanden sind. Das Stoffmengenverhältnis zwischen der Säure und der Base liegt in diesem Bereich zwischen 0,1 und 10. Ist das Verhältnis der Säure und Base 1:1, befindet sich die Kurve im Wendepunkt, der auch Halbäquivalenzpunkt genannt wird. Am Halbäquivalenzpunkt ist der pKS-Wert der Säure gleich dem pH-Wert der Lösung.
Nach dem Halbäquivalenzpunkt steigt der pH-Wert wieder stark an. Der Äquivalenzpunkt, an dem beide Substanzen in gleich großer Menge vorliegen, liegt nicht wie vorher bei pH 7, sondern im leicht basischen bei pH 8-10. Dies muss bei der Wahl des Indikators beachtet werden. Hier würde sich beispielsweise Phenolphthalein anbieten, das einen Umschlagspunkt zwischen 8 und 9 aufweist.