Um das Herz und die Funktion des Blutkreislaufsystems zu untersuchen, stehen Ärzten diverse Methoden zur Verfügung. Diese können sowohl auf manuelle Tast- und Abhörmethoden (Auskultation) als auch auf elektrophysiologischen Methoden (EKG) und modernsten bildgebenden Verfahren (Ultraschall, MRT) basieren. Da wir bereits das EKG besprochen haben, soll in diesem Abschnitt exemplarisch auf die manuelle Pulsmessung und die Blutdruckmessung eingegangen werden.
Der Herzschlag bzw. die Herzfrequenz lässt sich über die Pulsmessung prüfen. Hierzu legt man den Zeige-, Mittel- und Ringfinger auf oberflächlich liegende Arterien (z. B. die Schlagader am Handgelenk oder am Hals). Mit jedem Herzschlag spürt man einen Puls, da das Blut pulswellenartig durch die Arterien strömt.
Durch die Pulsmessung lässt sich aber nicht nur die Herzfrequenz bestimmen, sondern auch der Herzrhythmus überprüfen. Kommt es beispielsweise bei Rhythmusstörungen zu Extrasystolen (Extraschlägen außerhalb des Taktes), kann man diese als „Extrapuls“ spüren. Auch unregelmäßige Herzschläge, wie sie beispielsweise beim Vorhofflimmern vorkommen, können durch das Tasten des Pulses festgestellt werden. Bei einem durchschnittlichen Erwachsenen liegt die Pulsfrequenz in Ruhe zwischen 60 und 80 pro Minute. Das Alter und auch sportliches Training können den Ruhepuls beeinflussen. So sinkt der Ruhepuls von Sportlern deutlich ab. Kinder haben vor allem zu Beginn ihres Lebens einen höhen Ruhepuls. Bei Neugeborenen und Kleinkindern liegt der Ruhepuls im Durchschnitt zwischen 110 und 120 Schlägen.
Klassischerweise wird der arterielle Blutdruck an der Ellenbeuge nach Riva-Rocci gemessen (das Prinzip geht auf den italienischen Arzt Scipione Riva-Rocci zurück). Dabei legt der Arzt dem Patienten zunächst eine luftleere Blutdruckmanschette um den Oberarm und pumpt diese so auf, dass der Manschettendruck über dem zu erwartenden Blutdruck liegt. Man merkt dann, dass der Puls am entsprechenden Handgelenk nicht mehr oder nur sehr schwach tastbar ist, da die aufgepumpte Manschette die Oberarmartiere (A. brachialis) abdrückt. Dann legt der Arzt sein Stethoskop auf die Ellenbeuge und lässt den Manschettendruck langsam (2 bis 4 mmHg/s) ab (Abb. 1A). Ab einem gewissen Punkt hört der Arzt Klopfgeräusche (sogenannte Korotkow-Geräusche, benannt nach dem russischen Arzt Nikolai Sergejewitsch Korotkow), die synchron zum Puls auftreten. Beim ersten hörbaren Geräusch lässt sich der oberer Blutdruckwert, der systolische Blutdruck, am Manometer ablesen. Die Klopfgeräusche werden im Verlauf zunächst lauter, dann aber dumpfer und leiser, bis sie gar nicht mehr zu hören sind. Ab diesen Punkt kann der Arzt den unteren Blutdruckwert, den diastolischen Blutdruck, ablesen (Abb. 1B). Beim durchschnittlichen Erwachsenen liegt der systolische Blutdruck (obere Wert) zwischen ca. 100 und 130mmHg und der diastolische Blutdruck zwischen 60 und 80 mmHg.
Warum aber entstehen die Korotkow-Geräusche? Wird die Blutdruckmanschette aufgepumpt, dann wird die A. brachialis komprimiert oder sogar komplett abgedrückt und es fließt kaum oder kein Blut mehr durch die Oberarmarterie (Abb. 2). Wird dann der Manschettendruck langsam abgelassen, fließt auch langsam wieder Blut. Da jedoch die Arterie zunächst noch komprimiert (verengt) ist, kommt es zu Verwirbelungen und der Blutstrom ist turbulent. Diese Verwirbelungsgeräusche nimmt man als Korotkow-Geräusche wahr. Da an diesem Punkt der Blutdruck gleich dem Manschettendruck ist, kann man am Manometer den systolischen Blutdruck ablesen. Je weiter der Manschettendruck abgelassen wird, desto weniger wird auch die Oberarmarterie komprimiert. Daher wird das Blut immer weniger verwirbelt und die Korotkow-Geräusche werden leiser. Sind sie gar nicht mehr zu hören, wird die Oberarmarterie nicht mehr komprimiert und das Blut fließt verwirbelungsfrei. An diesem Punkt entspricht der Manschettendruck dem diastolischen Blutdruck.