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Fehlregulation des Immunsystems – Allergien

Viele von uns kennen es selbst oder kennen jemanden, den es betrifft. Kaum ist es Frühling, schon geht es los: Die Nase kribbelt, die Augen jucken, man niest und muss sich unaufhörlich die Nase putzen. Wir leiden an einer Pollenallergie! Was ist aber eine Allergie genau?

Allergien sind Erkrankungen, bei denen der Körper eine Immunabwehrreaktion gegen normalerweise harmlose Stoffe entwickelt. Dies können Pollen, Staub und Tierhaare, aber auch Nahrungsmittel und Medikamente sein.

Häufigkeit

Das Auftreten von Allergien hängt sehr von der jeweiligen Region ab. Am häufigsten kommen Allergien in den sogenannten westlichen Industrieländern (USA und Europa) vor. In Europa leiden rund 60 Millionen Menschen an einer Allergie, allein in Deutschland ist etwa jeder dritter Einwohner betroffen.

Formen und Pathogenese

Bei Allergien kommt es zu einer Abwehrreaktion des spezifischen Immunsystems gegen Stoffe, die normalerweise vom Immunsystem toleriert werden. Dabei wird das Antigen als „Allergen“ und die Immunisierung, also das Erkennen des Allergens, als Sensibilisierung bezeichnet.

Bei Allergien unterscheidet man vier Formen.

Die häufigste Form ist die Typ-I-Allergie, zu der die Pollen-, Hausstaub-, Bienengift- und Wespengiftallergie gehören. Kommt es zum Erstkontakt mit dem Allergen, bilden B-Lymphozyten IgE-Antikörper, die sich an die Zellmembranen von Granulozyten und Mastzellen setzen. Diese Reaktion ist zunächst symptomlos. Kommt es dann erneut zum Kontakt mit dem Allergen, bindet das Allergen an die gebundenen IgE-Antikörper. Dadurch werden die Granulozyten und Mastzellen sofort aktiviert und setzen schlagartig große Mengen von Histamin frei. Das Histamin sorgt dann durch eine Entzündungsreaktion in den allergenexponierten Geweben für die typischen allergischen Symptome, wie tränende und juckende Augen sowie Niesen und Schnupfen. Dieser Prozess läuft so schnell ab, dass die Typ-I-Allergie auch als Allergie vom Soforttyp bezeichnet wird.

Die zweithäufigste Form ist die Typ-IV-Allergie. Bei dieser Form wird die Sensibilisierung hauptsächlich von T-Lymphozyten und Makrophagen getragen. Kommt es zum Erstkontakt mit dem Allergen, nehmen Langerhans-Zellen (dendritische Zellen in der Haut) das Allergen auf und transportieren es zum nächsten Lymphknoten. Dort werden die T-Lymphozyten aktiviert und wandeln sich nach der Immunreaktion zu T-Gedächtniszellen um. Kommt der Körper erneut mit dem Allergen in Kontakt, werden die T-Gedächtniszellen aktiviert und leiten am Ort des Allergenkontakts eine Entzündungsreaktion ein. Da die Reaktion erst nach ein bis drei Tagen erfolgt, bezeichnet man diese Allergieform als verzögerten Typ bzw. als Spättyp. Klassische Beispiele für Typ-IV-Allergien sind Kontaktallergien (z.B. Hautausschläge bei nickelhaltigem Modeschmuck oder Kontakt mit Latex) und Transplantatabstoßungen.

Neben den Typ-I- und Typ-IV-Allergien gibt es noch die Typ-II- und die Typ-III-Allergien. Sie treten relativ selten auf und werden durch humorale Immunfaktoren (z.B. Antikörper) und das Komplementsystem getragen. Ein Beispiel für eine Typ-II-Allergie ist ein Transfusionszwischenfall bei einer AB0-Unverträglichkeit (z.B. wenn ein Patient mit der Blutgruppe AA Blut eines Spenders mit der Gruppe BB bekommt). Eine Typ-III-Allergie ist beispielsweise die Farmer-Lunge, also eine Entzündung von Lungenbläschen, die durch das Einatmen von Sporen oder Bakterien, die das Komplementsystem aktivieren, auftreten kann.

Symptome

Die typischen Symptome einer Allergie werden durch die jeweilige Entzündungsreaktion hervorgerufen. Dabei führt die massive Histaminausschüttung bei einer Typ-I-Allergie zu:

  • Niesen
  • Schnupfen
  • Augenbrennen, -jucken und -tränen
  • Mattheit
  • Quaddelbildung

Bei Typ-IV-Allergien bzw. Kontaktallergien kommt es vor allem zu Hautausschlägen und Juckreiz.

Allergien sind aber nicht einfach nur lästig, sondern können auch sehr gefährlich werden. Besonders Typ-I-Allergien können sich auf den ganzen Körper (systemisch) ausbreiten. Dies kann z.B. nach Wespenstichen der Fall sein. Reagiert der Körper besonders heftig auf solche Allergene, kommt es neben den oben genannten Symptomen zusätzlich zur sogenannten anaphylaktischen Reaktion, die sich unter anderem durch Schwindel, Kribbeln, Unruhe und Schweißausbrüche auszeichnet. Außerdem können juckende Hautausschläge und Quaddeln auftreten. Bei einer starken anaphylaktischen Reaktion kann es zudem zu Luftnot, Herzrasen und Blutdruckabfall kommen. Die schwerste Form ist schließlich der anaphylaktische Schock, bei dem es zum Herzkreislaufstillstand kommen kann.

Diagnostik

Grundlage einer jeden Allergie-Diagnostik ist eine ausführliche Anamnese, also das Gespräch mit dem Facharzt. Hierbei wird oft schon ein eindeutiger Zusammenhang klar. Zum Beispiel fällt auf, dass man im Frühjahr immer Schnupfen hat oder immer einen Hautausschlag bekommt, wenn man einen speziellen Armreif trägt.

Um den Verdacht zu bestätigen, stehen dem Arzt zudem noch verschiedene Testmöglichkeiten zur Verfügung. Hierbei bieten sich Hauttests an.

Steht eine Typ-I-Allergie im Verdacht, kommt häufig ein Scratch- oder Intrakutantest zum Einsatz. Hierbei werden verschiedene Allergene in die Haut geritzt. Bereits nach 20 Minuten kann man den Test ablesen und Aussagen treffen ob bzw. gegen welches Allergen man allergisch ist.

Um allerdings herauszufinden, ob eine Kontaktallergie vorliegt, wird der Epikutan- oder Patch-Test verwendet. Bei diesem Test wird ein allergenhaltiges Pflaster auf die Haut (epikutan = auf der Haut) geklebt. Nach ein bis zwei Tagen wird das Pflaster entfernt und überprüft, ob eine allergische Reaktion stattgefunden hat. Typische Kontaktallergene sind unter anderem Nickel, Latex oder Öle.

Neben den Hauttests kann der Arzt auch über einen Bluttest bestimmen, ob spezifische IgE-Antikörper im Blut zirkulieren.

Therapie

Wichtig ist zunächst den Kontakt mit dem Allergen zu vermeiden (Allergenkarenz). Dies kann beispielsweise der Verzicht eines bestimmten Modeschmuckes bei einer Kontaktallergie oder die Vermeidung eines bestimmten Nahrungsmittels sein.

Außerdem gibt es noch die Möglichkeit der Symptombehandlung. Hierbei werden beispielsweise bei Typ-I-Allergien sogenannte Antihistaminika verwendet, die die Histaminrezeptoren blockieren und so die Allergiereaktion unterdrücken. Kortisonpräparate kommen eher bei der lokalen Anwendung zum Einsatz, z. B. als Salbe bei einer Kontaktallergie oder als Spray bei Asthma.

Neben der Allergenvermeidung und der Symptombehandlung kann auch der Ursprung der Allergie behandelt werden. Hierbei kommt die spezifische Immuntherapie (SIT) oder Desensibilisierung zum Einsatz. Bei der SIT wird dem Körper kontinuierlich über mindestens drei Jahre das Allergen verabreicht. Zu Beginn wird eine sehr kleine Menge des Allergens verabreicht. Diese wird anschließend kontinuierlich gesteigert, sodass sich der Körper gegenüber dem Allergen desensibilisieren kann. Dies hat zur Folge, dass anstelle von IgE- IgG-Antikörper gebildet werden, die keine allergische Reaktion auslösen. Außerdem bilden sich regulatorische T-Zellen und es werden vermehrt anti-entzündliche Zytokine ausgeschüttet. Auf diese Weise entwickelt das Immunsystem eine Toleranz gegenüber dem Allergen.

Das Allergen kann dabei auf verschiedene Arten verabreicht werden. Wird das Allergen gespritzt, spricht man von einer subkutanen SIT oder SCIT. Werden Tabletten, die das Allergen enthalten, unter der Zunge zergehen gelassen, spricht man von einer sublingualen SIT oder SLIT. Für die SCIT muss der Patient sich in regelmäßigen Abständen das Allergen durch einen Arzt spritzen lassen. Die SLIT ist da deutlich anwenderfreundlicher, da sie zu Hause erfolgen kann. Ist das Allergen allerdings ein Nahrungsmittel, kann die SIT auch oral erfolgen. In diesem Fall ist von einer OIT die Rede.
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