Unter dem Begriff der Demenz werden verschiedene neurologische Krankheitsbilder zusammengefasst, die mit einer progredienten Verschlechterung kognitiver Fähigkeiten einhergehen. Je nach Form und Intensität der Erkrankung können kognitive Fähigkeiten wie die Gedächtnisleistung, das Sprachverständnis und die -produktion sowie die Motorik beeinträchtigt sein. Auch Veränderungen der Persönlichkeit treten im Rahmen demenzieller Erkrankungen auf.
Demenzen können als eigenständige Erkrankungen (sogenannte primäre Demenz) sowie als Folge anderer Erkrankungen (sogenannte sekundäre Demenz) auftreten.
Bei den primären Demenzen macht der Morbus Alzheimer mehr als 50 % aller Demenzerkrankungen aus. Auf die Entstehung und Krankheitsentwicklung dieser Erkrankung werden wir im Folgenden genauer eingehen. Die zweithäufigste primäre Demenzform ist die vaskuläre Demenz. Bei dieser kommt es infolge von Durchblutungsstörungen zum Untergang von Hirngewebe. Je nach betroffenem Hirnareal können sich die Symptome unterscheiden.
Sekundäre Demenzen können beispielsweise nach einem Hirnschaden im Rahmen einer Hirnblutung, eines Gefäßverschlusses oder einer Entzündung des Hirngewebes (z.B. im Rahmen einer HIV-Infektion) auftreten.
Im Folgenden werden die Ursachen, molekularen und zellulären Veränderungen sowie deren Auswirkungen auf das Nervensystem bei der Alzheimer-Demenz dargestellt:
Die Ursachen für das Entstehen einer Alzheimeremenz sind derzeit noch nicht vollständig geklärt. Jedoch sind bereits einige Ursachen bekannt, die das Erkrankungsrisiko erhöhen können. Zwei entscheidende Risikofaktoren sind dabei Alter und erbliche Faktoren. Dabei wurden verschiedene Genvarianten identifiziert. Die bekannteste Genvariante, die einen Risikofaktor darstellt, ist ApoE4. Dieses Gen codiert für das Eiweiß Apo-Lipoprotein E, das für die Aufnahme von Cholesterin in die Zelle verantwortlich ist. Außerdem wirken sich ein erhöhter Blutdruck, ein erhöhter Cholesterinspiegel, vorangegangene Schädel-Hirn-Traumata sowie Gefäßverkalkungen und Diabetes mellitus negativ auf das Risiko an einer Alzheimer-Demenz zu erkranken aus.
In der Membran von Neuronen liegt das Amyloid-Vorläufer-Protein vor. Durch enzymatische Spaltung durch Sekretasen entsteht aus dem membrangebundenen Amyloid-Vorläufer-Protein das frei vorliegende Beta-Amyloid. Dieses ist unter anderem bei der neuronalen Impulsübertragung wichtig. Bei Alzheimer-Erkrankungen ist es jedoch im Überschuss vorhanden, verklumpt und bildet unauflösliche Ablagerungen zwischen Nervenzellen (sogenannte Beta-Amyloid-Plaques). Diese Plaques können von dem Körper nicht mehr abgebaut werden und sammeln sich somit an.
Die Beta-Amyloid-Plaques im Extrazellularraum lagern sich unter anderem an Kalziumkanäle der Neuronen an und führen an diesen zum Kalziumioneneinstrom in die Zelle. Der Anstieg dieser Kalziumionen führt wiederum zur Aktivierung eine Kinase, die für die Phosphorylierung von Tau-Proteinen verantwortlich ist. Diese Tau-Proteine stabilisieren normalerweise das Mikrotubuli-Gerüst der Zelle und tragen somit zu einer stabilen Form bei. Durch die verstärkte Phosphorylierung der Tau-Proteine lösen sich diese von den Mikrotubuli, verklumpen innerhalb der Zelle und verlieren ihre Funktion.
Die Neurone, in denen sich vermehrt Tau-Fibrillen ansammeln, verlieren zunehmend ihre Form und gehen unter. Dadurch kommt es zu einer herabgesetzten Freisetzung von Neurotransmittern (vor allem Acetylcholin). Der Zelluntergang ist in bestimmten Regionen wie dem Hippocampus besonders ausgeprägt. Die ist in bildgebenden wie dem MRT oder CT als Atrophie (Gewebeschwund) des Hippocampus zu erkennen.
Durch den Untergang der Neurone kann es prinzipiell zu einer Verschlechterung aller neurologischen Funktionen kommen. Durch die Hippocampusatrophie kommt es beispielsweise zu Gedächtnisproblemen (vor allem des Kurzzeitgedächtnisses). Zudem kann es zu Störungen von Sprachverständnis und -produktion, Störung der Orientierung, Problemen beim Ausführen von Alltagsaufgaben sowie zu Ausfällen motorischer Funktionen kommen.
Um die Diagnose einer Alzheimer-Demenz zu stellen, wird eine Vielzahl diagnostischer Werkzeuge genutzt. Durch das Gespräch mit Betroffenen sowie deren Angehörigen kann der Verdacht auf das Vorliegen einer demenziellen Erkrankung gestellt werden. Dieser kann durch standardisierte neuropsychologische Testverfahren erhärtet werden. Aufschluss kann zudem eine Liquorpunktion geben. Hierbei wird Nervenwassers entnommen und analysiert. Durch den erhöhten Untergang von Zellen und die verstärkte Phosphorylierung von Tau-Proteinen kann im Liquor eine erhöhte Konzentration von Phospho-Tau-Proteinen nachgewiesen werden. In bildgebenden Verfahren wie dem CT oder MRT kann der Untergang von Hirngewebe dargestellt werden.
Die therapeutischen Möglichkeiten sind derzeit leider nur eingeschränkt. Eine Therapieoption stellen Acetylcholinesterasehemmer dar. Da durch den Untergang von Neuronen die Acetylcholinkonzentration erniedrigt ist, können die Acetylcholinesterasehemmer zu einem vorübergehenden Anstieg des Neurotransmitters im synaptischen Spalt führen.