Da die Bewegungsanalyse das beliebteste Abiturthema ist, wird im Folgenden eine Bewegung exemplarisch analysieren.
Analysieren Sie die Bewegung der „flüchtigen Flugrolle“ nach Meinel und Schnabel oder Göhner. Benennen Sie außerdem die Knotenpunkte der Bewegung und analysieren Sie die der Bewegung zugrundeliegenden biomechanischen Prinzipien.Bei einer Bewegungsanalyse im Abitur ist es besonders wichtig die Bewegungen präzise zu beschreiben und die Funktion einzelner Teilbewegungen für die Gesamtbewegung darzustellen. Dabei kann die Herangehensweise variieren, wichtig ist dabei jedoch, dass alle wichtigen Aspekte aufgegriffen und behandelt werden.
Wir haben uns daher dafür entschieden, zuerst die Bewegung zu analysieren und anschließend Knotenpunkte zu beschreiben, um mit den biomechanischen Prinzipien die Analyse der Bewegung abzuschließen. Um die Lösungen besser nachvollziehen zu können, haben wir die einzelnen Absätze mit Nummern und Überschriften versehen. Dies wäre im Rahmen des Abiturs nicht nötig.
1. Bewegungsziel sowie Zuordnung der Phasen: Die oben dargestellte Bewegung der flüchtigen Flugrolle hat das Bewegungsziel nach dem Absprung eine Vorwärtsrolle zu vollziehen und anschließend über den Rücken abzurollen. Anhand des Bewegungszieles kann die Phasenanalyse nach Meinel und Schnabel erfolgen:Da das Lösen der Bewegungsaufgabe die Hauptphase kennzeichnet, können alle Bilder vor dem Absprung, welcher den Beginn der Hauptphase kennzeichnet, der Vorbereitungsphase zugeordnet werden. Diese umfasst somit die Bilder 1 bis 4.
Die Hauptphase beginnt ab Bild 5 und reicht bis zu dem Punkt, an dem das Abrollen erfolgt ist. Dieser ist in etwa bei Bild 10 erreicht. Somit stellen die Bilder 11 + 12 die Endphase dar.
2. Beschreibung der drei Phasen:Die Vorbereitungsphase hat die Funktion die bestmöglichen Voraussetzungen für die Hauptphase zu schaffen. Diese erfolgt bei der Flugrolle in Form einer Anlaufbewegungen. Bei der Anlaufbewegung erfolgt zuerst ein regulärer Schritt bei dem die Arme alternierend seitlich des Körpers geführt werden (Bild 2). Auf den ersten regulären Schritt erfolgt ein Zweiter, bei dem beide Arme von vorne nach hinten gebracht werden, während beide Beine parallel vor den Oberkörper gesetzt werden. Gleichzeitig werden die Knie gebeugt und die Brust nach vorne geführt. Mit dem Abschluss des zweiten Schrittes sind optimale Bedingungen für den Absprung und somit den Beginn der Hauptphase geschaffen.
Als Knotenpunkt (=diejenigen Teilbewegungen, die zum Lösen der Bewegungsaufgabe besonders wichtig bzw. essenziell sind) kann das nach-hinten-Führen der Arme, was notwendig ist, um beide Beine parallel vor den Körper zu setzten, angesehen werden. Ein weiterer Knotenpunkt stellt das Anwinkeln der Beine vor dem Absprung dar.
Die Hauptphase wird durch den Absprung, welcher durch das Durchdrücken der angewinkelten Beine (zwischen Bild 4 und 5) erfolgt, eingeleitet. Während des Absprungs werden die Arme sowie der Oberkörper nach vorne geführt. Auf diese Weise erfolgt ein nach oben-vorne gerichteter Sprung.
In Bild 6 liegt der Körper beinahe waagrecht in der Luft. Dabei stellen die Arme bereits den tiefsten Punkt des Körpers dar. Durch das weitere Absenken der Arme und des Oberkörpers wird die Rotation des Körpers fortgesetzt. Die Arme sind beinahe vollständig durchgestreckt und berühren als erstes den Boden (Bild 7). Dabei bildet der restliche Körper eine gerade Linie.
Um die Landung vorzubereiten, wir die gerade Linie des Körpers aufgelöst, indem zuerst eine Beugung des Kopfes sowie im Verlauf der Brust- und Lendenwirbelsäule stattfindet. Gleichzeitig findet auch die Beugung der Unterarme statt. Beide Teilbewegungen sind für das Ergebnis essentiell, da sie die Grundlage für die anschließende Abrollbewegung in Bild 9 darstellen.
Die Abrollbewegung erfolgt über den Rücken. Während dieser Bewegung werden die Beine immer weiter angewinkelt und es erfolgt das Strecken der Arme nach oben. Beide Bewegungen sind entscheidend, damit der Schwung der Flugrolle genutzt werden kann, um das Aufstehen in Bild 11 zu ermöglichen.
Während der Hauptphase können einige Knotenpunkte beschrieben werden: Aufgrund der Wichtigkeit für die Gesamtbewegung kann das nach-vorne-Führen der Arme als erster wichtiger Knotenpunkt der Bewegung gedeutet werden. Dies führt schließlich dazu, dass die Arme zuerst den Boden berühren und die Abrollbewegung einleiten können.
Bei dem Einleiten der Rolle stellen das Beugen der Arme sowie des Kopfes und der Wirbelsäule die nächsten beiden Knotenpunkte dar. Würde diese Bewegung nicht stattfinden, würde der Körper gerade auf die Matte aufprallen und es könnte kein Abrollen mehr stattfinden.
Die letzten beiden Knotenpunkte der Hauptbewegung stellen das Beugen der Beine sowie das nach-oben-Strecken der Arme dar. Beide Bewegungen bilden die Grundlage für das anschließende Aufstehen.
Die Endphase erfolgt, nachdem das Bewegungsziel bereits erreicht ist und erfüllt hierbei die Aufgabe den Körper wieder in eine aufrechte Position zu bringen und das Gleichgewicht wieder zu erlangen.
Das Aufrichten erfolgt bei dieser Bewegung, indem der noch vorhandene Bewegungsimpuls dazu führt, dass sich die Schultern und der Rücken vom Boden abheben, während die Füße wieder Kontakt zum Boden erlangen. Dabei weisen die Richtungsvektoren der Arme und Beine in dieselbe Richtung. Sobald die Füße wieder Kontakt zum Boden haben, erfolgt die Kontraktion der Beinstrecker, um das Gesäß vom Boden zu heben. Die ausgestreckten Arme sind hierbei wichtig, um den Körper beim Aufstehen im Gleichgewicht zu halten. Zum Ende der Bewegung werden die Arme über den Kopf geführt und die Flugrolle gilt als abgeschlossen.
Im Folgenden werden wir das Prinzip der optimalen Koordination der Teilbewegungen sowie das Prinzip des optimalen Beschleunigungsweges kurz erklären und anschließend auf die Bewegung übertragen.
Bei einer so komplexen Übung wie der Flugrolle, müssen die einzelnen Bewegungen der Körperteile sehr genau aufeinander abgestimmt sein. Dies wird bereits in der Vorbereitungsphase deutlich: Mit Beginn des zweiten Schrittes werden beide Arme nach hinten geführt, während beide Beine parallel nach vorne geführt werden. Ihre Richtungsvektoren sind entgegengerichtet. Dies sorgt für ausreichend Balance, um den Absprung einzuleiten.
Während des Absprungs werden die Arme nach vorne gebracht, sodass die Richtungsvektoren der Beine und Arme nicht mehr entgegengesetzt sind, sondern beide in die Sprungrichtung, nach vorne-oben, zeigen.
Auch bei dem Abrollen ist das Prinzip der Koordination der Teilbewegungen von großer Bedeutung, da es für die Gesamtbewegung äußerst wichtig ist, dass zuerst der Kopf und die Arme gebeugt werden, bevor wenig später eine Beugung der Brust- und Lendenwirbelsäule erfolgt. Hier findet somit eine sehr genaue zeitliche Koordination der Teilimpulse statt.
Beim Aufrichten werden die Arme nach vorne geführt, sodass die Richtungsvektoren der Arme in dieselbe Richtung wie die des restlichen Körpers zeigen und das Gleichgewicht verbessert wird.
Das Prinzip des optimalen Beschleunigungsweges lässt sich bei der Flugrolle auf die Vorbereitungsphase anwenden. Hierbei entspricht der optimale Beschleunigungsweg den beiden Schritten vor dem Absprung. Wichtig ist hierbei noch anzumerken, dass nicht nur ein Anlauf, sondern auch eine Körperschwerpunktsenkung stattfindet. Diese ist auf Bild 4 durch das Beugen der Knie und Hüften zu erkennen. Anlauf sowie Körperschwerpunktsenkung stellen somit eine wichtige Voraussetzung für den darauf folgenden Absprung dar.