Das Themenfeld „Kooperation und Konkurrenz im Sportspiel“ ist ein breites Gebiet, welches aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet werden kann. Im Folgenden werden wir einige dieser Aspekte aufgreifen.
Um Kooperationen zu fördern und den Umgang mit Konkurrenz zu schulen, bietet Sport und insbesondere die direkte Konfrontation mit Mit- und Gegenspielern ein optimales Lernfeld. Durch das Trainieren und Spielen in einem Team werden Werte wie Teamgeist, Zusammenhalt und Kooperationsfähigkeit gestärkt. Durch Wettkämpfe mit und gegen andere Teams wird das Interagieren mit Konkurrenten sowie sportliche Haltungen und Fair Play-Verhalten bei Sieg oder Niederlage geschult. Somit stellt Sporttreiben eine sehr gute Chance zur Entwicklung der Persönlichkeit dar (beispielsweise auch durch die Rollenübernahme als Kapitän eines Teams oder als Trainer einer Jugendmannschaft).
In diesem Lernfeld kann es aber immer wieder auch zu Ausschreitungen kommen. Brutales und unsportliches Verhalten sowie Spielabbrüche sind nur einige Beispiele. Aber auch abseits des Wettkampfes kann es zu Eskalationen und problematischem Verhalten kommen. So wird in den Medien immer wieder von Ausschreitung zwischen Fans gegnerischer Vereine, aber auch zwischen Fans und der Polizei oder Fans und Dritten berichtet. Auch das Zünden von Pyrotechnik oder das Attackieren von Sportlern zählt zu diesen negativen Begleiterscheinungen.
Vor diesem Hintergrund drängen sich verschiedene Fragen auf:
Sollen mehr Spiele ohne Sieger initiiert werden?
Sollen mehr Fairnessaspekte in Sportspiele integriert werden?
Steht in unserer Leistungsgesellschaft nur noch das Siegen um jeden Preis im Vordergrund?
Im Folgenden werden wir die beiden Begriffe Kooperation und Konkurrenz kurz definieren und gegeneinander abgrenzen, bevor wir beide im Kontext von Sport und Sportspielen betrachten.
Was versteht man unter Kooperation und Konkurrenz?
Der Ökonom Prof. Peter Weise hat die beiden Begriffe folgendermaßen definiert:
Konkurrenz: „Konkurrenz meint den Wettbewerb oder Kampf um eine knappe Ressource derart, dass eine Mehrnutzung der knappen Ressourcen durch ein Individuum (oder eine Gruppe) eine Mindernutzung dieser knappen Ressource durch ein anderes Individuum (oder eine andere Gruppe) bedeutet.“
Kooperation: „Kooperation meint die wechselseitige Hilfe oder den Tausch von Gütern derart, dass ein Mehrgewinn realisiert und auf die beiden Individuen (oder beide Gruppen) aufgeteilt werden kann.“
Eine Kooperations- oder Konkurrenzsituation kommt dann zustande, wenn mindestens zwei Individuen oder Gruppen aufeinandertreffen. Abhängig von dem Vorliegen sowie dem Umgang mit Ressourcen entscheidet sich, ob eine Kooperations- oder Konkurrenzsituation entsteht.
Wird um die begrenzte Anzahl an Ressourcen konkurriert, dann erhält eine Partei auf Kosten einer anderen diese Ressourcen. Im vielen Sportspielen findet eine solche Konkurrenzsituation statt. So wird in Ballsportarten wie Fußball, Handball oder Basketball um den Ball als begrenzte Ressource konkurriert. Egal zu welchem Zeitpunkt, es kann immer nur eine Partei den Ball besitzen, während die andere Partei versucht diesen zu erobern.
Bei einer Kooperation wird ein Mehrgewinn geschaffen, von dem beide Kooperationspartner profitieren. Bilden mehrere Sportler eine Trainingsgemeinschaft und unterstützen sich gegenseitig, liegt eine solche Kooperationsgemeinschaft vor.
Altruismus und Egoismus in Kooperation- und Konkurrenzsituationen:
Peter Weise unterscheidet bei beiden Situationen zudem eine altruistische und eine egoistische Form:
Konkurrenz:
Egoistische Konkurrenz bedeutet, dass sich jemand einen eigenen Vorteil verschafft, indem er anderen schadet. Ein klassisches Beispiel für solch ein Verhalten wäre ein hartes und unbemerktes Foul im Sport. Foult ein Volleyballer seinen Gegner bei einem Angriffsschlag durch einen harten, aber unbemerkten, Faustschlag durch das Netz, so wird der gefoulte daran gehindert einen effektiven Ballwechsel durchzuführen und erleidet zeitgleich einen körperlichen Schaden. Davon profitiert der Foulende.
Altruistische Konkurrenz bedeutet, dass jemand, um den anderen zu schaden, selbst auch Schaden nimmt. Solche Situationen treten beispielsweise auf, wenn es während eines Fußballspiels zu Ausschreitungen kommt, bei denen Spieler beider Mannschaften Tätigkeiten begehen, um ihren Gegner körperlich zu schaden.
Kooperation:
Egoistische Kooperation bedeutet, dass jemand dem anderen hilft, dabei aber auch einen Vorteil erfährt. Zu dieser Form von Kooperation kommt es beispielweise beim Staffellauf. Hier unterstützen sich Athleten, üben gemeinsam und feuern sich gegenseitig an, da die Leistung des Einzelnen zum Erfolg der Gruppe beiträgt.
Altruistische Kooperation bedeutet, dass jemand, um dem anderen zu helfen, sich selbst schadet. Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn ein Sportler einer Teamsportart trotz vorliegender Verletzung spielt und dabei seine Gesundheit für den Erfolg des Teams riskiert.