Büchners Protagonist ist ein Soldat und Vertreter des einfachen Volkes. Er ist 30 Jahre alt und lebt in einer Partnerschaft mit Marie – eine Hochzeit ist aus finanziellen Gründen nicht möglich. Die beiden haben ein uneheliches Kind namens Christian und Woyzeck zahlt von seinem geringen Sold und dem Verdienst aus den Experimenten sowie den kleinen Zusatzverdiensten aus Nebentätigkeiten als Soldat den Unterhalt für Marie und Christian. Er leidet an Wahnvorstellungen und zeigt Zeichen geistiger Verwirrung, die eventuell durch die Erbsendiät hervorgerufen wurden, aber auch schon vorher bestanden haben können.
Woyzeck wird vom Doktor missbraucht, vom Hauptmann gedemütigt, von Marie betrogen und vom Tambourmajor verspottet. Er wird also aufgrund seiner Abhängigkeit von der bürgerlichen Schicht sowohl körperlich als auch emotional ausgebeutet und von seiner eigenen Gesellschaftsschicht, in Form von Marie, betrogen und als schwach und unmännlich gekennzeichnet.
Dementsprechend ist er sozial isoliert: Dies kommt nicht zuletzt durch seine uneheliche und damit verwerfliche Beziehung zu Marie, aus der sogar ein „Bastard“ entstanden ist. Außerdem wirkt er durch die finanzielle Notlage ständig unter Anspannung, sei es zeitlich oder emotional, und durch die fehlende Bildung, die typisch für die Unterschicht ist, nimmt ihn weder der Arzt noch der Hauptmann ernst.
Zu damaliger Zeit war es eine Revolution, dass der sozial am tiefsten stehende Charakter die Hauptfigur des Dramas ist – Büchner kehrt sich damit vom klassischen, geschlossenen Drama ab und wählt die Form des sozialen bzw. politischen, offenen Dramas. Dennoch ist Woyzeck kein klassischer Held, sondern er verzweifelt an seiner Partnerschaft (durch den Betrug verliert er auch den letzten Halt, sein Leben wird endgültig unerträglich und sinnlos), seiner psychischen Verfassung, den äußeren Umständen seiner niedrigen Herkunft (welche finanzielle Not verursachen und damit verbundenen Erniedrigungen sowie die Annahme des Vertrages mit dem Doktor) und seinem Konflikt zwischen materialistischen Zwängen und den idealistischen Ansprüchen von Hauptmann und Doktor. Diese Verzweiflung führt ihn schließlich zum Mord an Marie.
Marie ist die Geliebte von Woyzeck und die Mutter ihres gemeinsamen Kindes. Die kleine Familie ist Woyzecks Lebensmittelpunkt, der durch das Auftauchen des Tambourmajors aus dem Gleichgewicht gerät. Der Rückzugsort, bei dem Woyzeck im Gegensatz zu seinen anderen sozialen Beziehungen eine gleichberechtigte Stellung einnimmt, wird durch Maries Untreue zum Konfliktherd.
Marie fühlt sich in der Beziehung mit Woyzeck nicht mehr wohl: Sie fürchtet sich vor den wahnhaften Anfällen Woyzecks und macht sich Sorgen um ihn, außerdem fehlt ihr die emotionale wie auch körperliche Nähe und die soziale Anerkennung, die sie mit Woyzeck nicht erreichen kann. Deshalb spricht sie so schnell auf die Avancen des Tambourmajors an: Er bewundert sie als Frau, ist selbst attraktiv und innerhalb von Maries Gesellschaftsschicht deutlich besser angesehen als Woyzeck, außerdem sucht er aktiv körperliche Nähe und kann ihr, zumindest im Kleinen, materielle Geschenke machen.
Sie lässt sich also durch materielle Werte und sexuelle Triebe beeindrucken, sucht aber dennoch Hilfe im Glauben. Dieser kann ihr jedoch keinen Trost geben: Marie ist davon überzeugt, dass ihr Handeln nichts an ihrer Situation und ihrem Schicksal ändern kann.
Diese fatalistisch-deterministische Sicht spiegelt erneut Büchners Weltbild wider. Marie ist also keineswegs nur eine Verkörperung des gesellschaftlichen Egoismus, sondern in gewisser weise eine tragische Figur, die durch die äußeren Umstände in ihre Rolle gezwängt wird. Auch sie hat die Auflehnung gegen das System aufgegeben und ergibt sich in ihr Schicksal („Ach! Was Welt? Geht doch alles zum Teufel, Mann und Weib.“) Marie, nachdem Woyzeck ihre Ohrringe gesehen hat und sie über ihren möglichen Betrug nachdenkt; „Es ist alles eins.“ Marie bei ihrem Betrug mit dem Tambourmajor).