Es gab somit keinen deutschen Zentralstaat sondern kleine Herrschaftsgebiete. Dennoch nahm in der Bevölkerung ein Denken in Richtung „Deutsche Nationalität“ und Demokratie zu. Die „Vormärzrevolutionen“ sind Zeichen dieser Bewegungen. Büchner engagierte sich politisch für den Kampf um bürgerliche Rechte, Meinungs- und Pressefreiheit und nationale Einheit. Sein besonderer Fokus galt den sozialen Gegensätzen und der Unterdrückung des Volkes. So war das Motto des Hessischen Landboten (siehe Lebenslauf): „Friede den Hütten! Krieg den Palästen!“. Mit seinen radikaldemokratischen Ansichten war Büchner seiner Zeit voraus und gilt als früher Vertreter des Sozialismus. Auch in seinem Drama Woyzeck stellt er Arm und Reich, Mächtige und Ohnmächtige gegenüber und zeigt die Ausweglosigkeit der sozialen Verhältnisse.
Mit dieser Erkenntnis der Ausweglosigkeit aus den sozialen Verhältnissen einher geht Büchners Weltbild: Er beweist grundsätzlich eine deterministisch-materialistisch-fatalistische Grundeinstellung, d.h. er glaubt daran, dass die sozialen Umstände, die Faktoren der Herkunft und die Bedingungen unserer Sozialisation das Handeln des Menschen bestimmen (soziale Determination) und dass das Schicksal bestimmt, welche Rolle der Mensch in seinem Leben zugedacht bekommt, in welche Schicht er geboren wird usw. (Fatalismus), sodass moralisches oder unmoralisches Handeln letztlich nicht aus dem freiem Willen heraus geschieht, sondern einer Gesetzmäßigkeit folgt, die der Mensch nicht steuern kann. Dabei ist das idealistische Streben etwas, was sich nur Vertreter der Oberschicht leisten können, da der Mensch per se von materiellen, stofflichen Dingen (Grundbedürfnisse, Triebe,…) abhängig ist und erst, wenn diese gestillt sind, Ideale verfolgt werden können (Materialismus).
Hier scheint es widersprüchlich, warum Büchner sich politisch engagiert und z.B. mit seinem „Hessischen Landboten“ gegen soziale Ungleichheit aufbegehrt, wenn er doch letztlich davon ausgeht, dass der Mensch nichts an der Situation ändern kann. Dabei muss beachtet werden, dass Büchners politisches Engagement mit dem Landboten zeitlich vor der Entstehung seiner Werke liegt, in der Zeit seines Studiums in Gießen. Schon damals lehnte er jedoch den Idealismus der Burschenschaften ab, die nach einer für die einfache Bevölkerung völlig unrealistischen Neuerung der Gesellschaft und nach Demokratie strebten, dabei aber die existentielle Not der Bauern/der einfachen Bevölkerung ignorierten (Brief an die Familie). Um die Verbesserung für diese Gesellschaftsschicht ging es ihm. So wundert es nicht, dass er schon kurz nach der Studienzeit in Gießen den „schrecklichen Fatalismus der Geschichte“ erkennt (Brief an die Braut) und in seinen Werken, vor allen in „Dantons Tod“, aber auch in „Woyzeck“, den Versuch sozialer Umbrüche als gescheitert ansieht.
Nach Büchners Tod im Jahr 1837 blieb das Manuskript erst einige Jahre unbeachtet, bis der Schriftsteller Karl Emil Franzos es 1879 publizierte. 1913 folgte die Uraufführung am Münchener Residenztheater und mit dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde das Stück zu einem modischen Text für das deutschsprachige Theater. Bis heute gibt es zahlreiche Inszenierungen, verschiedenste Interpretationen und Rezeptionen namhafter Kritiker, Schriftsteller und Dramatiker. „Woyzeck“ zählt heute zu den meistgespielten Dramen der deutschen Literatur und zum Standardrepertoire vieler Theater.
1925 hatte die Oper „Wozzeck“ von Alban Berg in der Berliner Staatsoper Premiere und machte Büchners Drama noch bekannter in der Öffentlichkeit. Inzwischen gibt es zahlreiche musikalische Auseinandersetzungen mit „Woyzeck“, viele Filme und ein Ballettstück.