Hier gibt sich nun ein Erzähler zu erkennen, der sich als Freund Nathanaels bezeichnet. Er wendet sich direkt an den Lesenden, während er an die Vorgeschichte aus Nathanaels Kindheit nach des Vaters tragischem Tod anknüpft:
Infolgedessen seien nämlich Clara und ihr Bruder Lothar, „Kinder eines weitläufigen Verwandten, der ebenfalls gestorben und sie verwaist nachgelassen [hatte]“, bei Nathanael und seiner Mutter untergekommen. Nach und nach habe sich zwischen Clara und Nathanael eine „heftige Zuneigung“ entwickelt, was schließlich in einer Verlobung gemündet sei. Allerdings habe Nathanael im Zuge seiner Studien später die Stadt verlassen, um in G. bei Professor Spalanzani Vorlesungen zu besuchen.
Als er dann jedoch auf den unheimlichen Wetterglashändler Coppola getroffen sei, habe dies merklichen Einfluss auf sein Gemüt gehabt, denn Nathanael versinke seither „in düstere Träumereien“, welche beim Besuch der Heimat auch seine Beziehung zu Clara spürbar belasteten. Seine Verlobte sehe nämlich – wie in ihrem Brief bereits angeklungen – das Problem in Nathanael selbst, da er die Begegnung mit dem Advokaten Coppelius aus seiner Kindheit noch immer nicht verarbeitet habe, was Nathanael wiederum gar erzürne und sein Wesen weiter verdunkele. So sei es gekommen, dass die beiden „im Innern sich immer mehr voneinander [entfernen]“.
Nathanael arbeite nun an einem Gedicht, um seine aufgewühlte Gefühlswelt wieder etwas ordnen zu können. Als er dann seine Dichtung Clara vorgetragen habe, sei er selbst von der schwarzen Stimmung mitgerissen worden, „hochrot färbt[...] seine Wangen die innere Glut, Tränen qullen ihm aus den Augen“, während seine Verlobte ihn an sich gedrückt und ihm mit erschrockener Ernsthaftigkeit dazu geraten habe, das „[verrückte] – unsinnige – wahnsinnige Märchen“ sofort ins Feuer zu werfen. Nathanael habe Clara nach diesen Worten entrüstet von sich gestoßen und sie für ihre Gefühlskälte kritisiert, die jene Anschuldigungen als Indiz dafür deutete, dass ihr Verlobter sie eigentlich nie wahrlich geliebt haben könne, da er sie schlicht nicht verstehe.
Hier wird die Problematik sehr deutlich, dass Nathanaels Realitätswahrnehmung sich immer mehr von der Claras unterscheidet. Sie entfremden sich, auch weil Clara keinen Sinn für die Poesie hat, der Konflikt zwischen Philistern und Romantikern lässt sich hier sehr deutlich erkennen. Ein erzählerisch interessanter und inhaltlich relevanter Moment ist auch Nathanaels Ausruf, Clara sei ein „lebloses, verdammtes Automat“. Diese Bezeichnung für Clara ist entlarvend, sieht Nathanael doch deshalb in ihr einen Automat, weil sie seine Wirklichkeit und seine Gefühlwelt nicht teilt. Gleichzeitig erkennt er im Folgenden nicht, dass es sich bei Olimpia um einen eben solchen Automaten handelt, weil er auf sie seine Gefühle und Gedanken übertragen kann und sie nur als Reflektor dient. Ein Zeichen seines abnormen Narzissmus!
Das Gedicht, von dem die Rede ist, thematisiert höchst symbolisch die Auswirkungen von Nathanaels Phantasie auf seine Beziehung zu Clara und ihre Bedeutung für ihn: Er imaginiert in diesem Gedicht die Hochzeit mit Clara, die aber dadurch verhindert wird, dass Coppelius am Altar auftaucht, Claras Augen fasst, die daraufhin als blutige Funken in Nathanaels Brust springen und sich einbrennen, wodurch er in einen Feuerkreis gerät. Auch Claras Rufe, er bilde sich das alles nur ein, können ihn nicht retten, denn indem er versucht, sich die Mahnungen Claras bewusst zu machen, gelingt ihm zwar das Entkommen aus dem Feuerkreis, als er dann aber in Claras Augen blickt, handelt es sich nicht um ihre Augen, sondern um die des Tods. Dieses Gedicht kann man als Reflexion der Situation betrachten: Clara kann Nathanael nicht helfen, denn gerade dadurch, dass sie seine Phantasie nicht versteht, die romantische Sicht auf die Welt leugnet, treibt sie Nathanael in den Tod. Er wird von der rationalen Welt und der Gesellschaft der Philister ausgeschlossen und nicht verstanden.
Nachdem Clara ihrem Bruder Lothar von der misslichen Lage ihrer Beziehung berichtet habe, sei er davon derart ergriffen, dass „der Unmut, den er wider den träumerischen Nathanael lange im Herzen getragen [hat], sich […] zum wilden Zorn [entzündet]“. Ein Streit habe sich zwischen den beiden einstigen Freunden entspannt, der in einem tödlichen Zweikampf zu enden drohte, doch noch bevor die beiden in „blutdürstige[r] Kampflust“ aufeinander losgehen könnten, habe Clara schluchzend das Duell beendet.
Nathanael fühlt seine Liebe zu Lothars Schwester Clara schlagartig wiedererweckt, fällt vor beiden auf die Knie und bittet um Vergebung. „[S]ein ganzes Sein, dem Vernichtung drohte, [wird] gerettet“. Anschließend verbringen sie alle noch drei schöne Tage zusammen, ehe sich Nathanael wieder nach G. aufmacht.
Als Nathanael wieder in seinem Studienort ankommt, muss er feststellen, dass das Haus, in welchem sich seine Wohnung befindet, niedergebrannt ist. Seine Freunde können ihm als neue Unterkunft ein Zimmer organisieren, das sich gegenüber der Behausung des Professors Spalanzani befindet.
Oft ertappt Nathanael sich dabei, wie er durch sein Fenster die Tochter Spalanzanis, Olimpia, beobachtet, wie sie „stundenlang in derselben Stellung […] an einem kleinen Tische“ sitzt. Da allerdings seine Liebe zu Clara wiedererstarkt ist, lässt Nathanael „die steife, starre Olimpia“ zunächst kalt.
Eines Tages klopft es an seiner Tür und der Wetterglashändler Coppola tritt ein, der Nathanael jedoch kein Wetterglas, sondern vielmehr Brillen oder andere Vergrößerungsgläser verschiedenster Art verkaufen will. Sofort fühlt sich Nathanael wieder an den grausamen Sandmann aus seiner Kindheit erinnert, versucht sich aber in Gedenken an Claras Worte zu beherrschen, was ihm nach kurzer Panik auch recht gut gelingt. Nathanael erwirbt sogar ein Taschenperspektiv, bevor Coppola das Zimmer wieder verlässt.
Unwillkürlich blickt Nathanael – nun durch das eben gekaufte Taschenperspektiv unterstützt – „wie von unwiderstehlicher Gewalt getrieben“ erneut in Richtung Olimpia, die durch ihre geheimnisvolle Verführungskraft mehr und mehr Nathanaels Aufmerksamkeit erregt und so Clara allmählich aus seinem Herzen verdrängt.
Dieser Blick durch das Perspektiv ermöglicht es Nathanael nun, Olimpia ständig zu beobachten und auch Einzelheiten wahrzunehmen. Diese setzen sich in Nathanaels Wahrnehmung zu einem immer anziehenderen Bild zusammen, er idealisiert schon hier die Figur Olimpias. Der Blick wird durch das Perspektiv, das eigentlich ja dafür sorgt, dass Dinge genauer wahrgenommen werden können, noch verklärter. Symbolisch könnte man deuten, dass Nathanael durch das Perspektiv seinen „inneren“ Blick schärft, er kann die eigentlich unter den Schleiern der Phantasie verborgenen Geheimnisse nun noch genauer sehen, sodass diese phantastischen Elemente innerhalb der Realität „erkannt“ werden.
Zu seiner Freude erfährt Nathanael nun, dass Spalanzani ein Fest plant, bei dem er seiner sonst in ihrem Zimmer verweilenden Tochter Gesellschaft gewähren will. Nathanael ist auch eingeladen und kommt am Abend des Festes in den Genuss, Olimpias schönen Gesang sowie ihr taktvolles Klavierspiel bewundern zu dürfen, bevor er sogar einen innigen Tanz mit ihr vollführt. Obwohl Olimpias eiskalte Hand Nathanael dabei „von grausigem Todesfrost“ erbeben lässt, erblickt er in ihren Augen sehnsüchtige Liebe, die funkengleich auf ihn überspringt. Während der Rest der Gesellschaft Olimpias starre Bewegungen und ihre einfältige Sprechweise eher auf Dümmlichkeit zurückführt, deutet Nathanael sie als Hinweise auf einen tiefsinnigen Charakter, mit welchem er sich selbst ebenfalls identifiziert. Von Olimpia fühlt er sich endlich vollends verstanden.
Auch hier haben wir eine Stelle, die Nathanaels abnormen Narzissmus und seine Verklärung der Wirklichkeit zeigt. Da er an sich selbst den Sinn für Poesie schätzt, spricht er Olimpia diesen zu. Da er Musik liebt, muss ihr automatenhaftes Klingen als schöner Gesang gelten, die Puppenhand muss als anziehend wirken. Während die Gesellschaft zum Teil das Automatentum Olimpias erkennt, ansonsten zumindest erkennt, dass diese Frau keinen Charakter hat, ist Nathanael absolut fasziniert und verklärt.
Diese Geschichte mit dem Automaten kann auch als Kritik an der Industrialisierung und an der Gesellschaft per se gelesen werden, da die Gesellschaft zu Zeit Hoffmanns eine große Faszination gegenüber der Technisierung empfand und das Menschliche immer weiter in den Hintergrund rückte.
Nathanael ist derart in Olimpia vernarrt, dass er ihr schon bald einen Ring „als Symbol seiner Hingebung“ überreichen will. Auf dem Weg zu ihr hört er nun allerdings lautes Getöse aus Spalanzanis Studierzimmer, dessen Ursprung Nathanael in einem Streit zwischen Spalanzani und Coppola erkennt, die beide an einer Figur zerren. Voller Entsetzen realisiert Nathanael, dass die besagte Figur Olimpia ist, „sie [ist] eine Puppe“. Während Coppola schließlich die Oberhand gewinnt und mit der roboterähnlichen Puppe verschwindet, wirft der Professor wütend die zurückgebliebenen Augen Olimpias in Richtung Nathanael, welcher daraufhin völlig wahnsinnig auf Spalanzani zustürmt. Nur eine herbeigeeilte Menge kann Nathanael bändigen und den Professor retten, der jedoch aufgrund der betrügerischen Vorfälle rund um Olimpia die Stadt verlassen muss.
Diese Szene zeigt den ersten Verfall Nathanaels in Raserei und Wahnsinn. Seine narzisstischen Züge und die mangelnde Fähigkeit, seine Realität mit der anderer abzugleichen und somit seine verzerrte Wahrnehmung zu erkennen, sind also nicht nur für ihn selbst gefährlich, sondern auch für die Menschen in seinem Umfeld. Damit ist die Szene eine Vorbereitung auf das Ende der Erzählung. Auch inhaltlich gibt es viele Parallelen zu dieser, so wird beispielsweise ein intertextueller Bezug durch das Zitat „Holzpüppchen dreh dich“ zur letzten Szene hergestellt.
Nach einem Aufenthalt im Tollhaus kehrt Nathanael – vermeintlich genesen – zurück in seine Heimat. Auch sein Verhältnis zu Clara hat sich wieder verbessert, als er mit ihr bei einem Spaziergang auf den Ratsturm steigt. In der Ferne erblickt Clara einen „sonderbaren kleinen grauen Busch“, der sich zu bewegen scheint. Nathanael will dies umgehend mit Coppolas Taschenperspektiv näher betrachten, schaut dabei allerdings seitwärts auf Clara. Von plötzlichem Wahnsinn besessen schreit Nathanael grässlich auf, packt Clara an ihrem Arm und will sie den Turm hinunterwerfen, doch ihr Bruder Lothar ist zur Stelle und kann sie noch retten. Wegen des Aufruhrs hat sich inzwischen eine Menschenmenge gebildet, in welcher Nathanael den Advokaten Coppelius aufragen sieht. Dem Wahn verfallen steigt der völlig entgeisterte Nathanael über das Geländer und stürzt sich vom Turm in die Tiefe. Während er nun „mit zerschmettertem Kopf“ tot auf dem Steinpflaster liegt, ist Coppelius bereits verschwunden. Clara findet indes mit einem anderen Mann doch noch ihr Glück.
Diese letzte Szene stellt einerseits die tragische Katastrophe der Erzählung dar, andererseits handelt es sich quasi um eine Conclusio aus Nathanaels Erlebnissen des Realitätsverlusts. Wie bereits erwähnt, verweist die Szene intertextuell auf vorherige Ereignisse. So wird durch das Zitat „Holzpüppchen dreh dich“ auf die Szene angespielt, in der Spalanzani und Coppola Olimpia zerstören und Nathanael der Raserei verfällt. Der „Feuerkreis“ verweist auf Nathanaels Gedicht über sich und Clara. Interessant ist, dass er dies sagt, nachdem er Clara durch das Perspektiv betrachtet: Dies kann man so deuten, dass Claras rationale Denkweise und ihre mangelnde Fähigkeit, sich auf Nathanaels Sicht einzustellen, sie für Nathanael zu einer „Puppe“ macht, oder – wie Nathanael es ja auch schon zuvor festgestellt hat: Für ihn ist sie ein „lebloses, entsetzliches Automat“. Durch den letzten Ausruf Nathanaels, „Sköne Oke“, wird klar, dass Nathanael zwar Coppelius sieht, dieser aber für ihn auch Coppola ist. Damit wird die letzte Szene eindeutig aus Nathanaels Sicht erzählt und zeigt noch einmal seinen Realitätsverlust. Gleichzeitig ist durchaus zu bezweifeln, dass Coppelius tatsächlich in der Menge steht. Auch das ist vermutlich nur der Phantasie Nathanaels geschuldet.
Die Frage, warum er sich von dem Turm stürzt, ist ebenfalls eine Frage, die unter Schülerinnen und Schülern immer wieder diskutiert wird. Festzuhalten ist, dass eine rationale Entscheidung für diesen Tod zweifelhaft ist, denn Nathanael ist dem Wahnsinn und der Raserei derart verfallen, dass er sehr wahrscheinlich nicht dazu in der Lage ist, eine logische Entscheidung zu treffen. Vielmehr muss Coppelius als Auslöser für diesen Sprung betrachtet werden: Nathanael, der Rache für den Tod seines Vaters geschworen hat, sieht den Mörder und will, in seiner Raserei nicht realisierend, dass er auf dem Turm steht, zu diesem gelangen.