Kramer kommt plötzlich vorbei und tritt zu Mia, Rosentreter (und der idealen Geliebten) hinzu. Er lenkt das Gespräch wieder einmal auf den Fall Moritz Holl, wobei Mia von dessen Liebe zur Natur berichtet und – zu Kramers und Rosentreters Überraschung – erwähnt, dass ihr Bruder an Leukämie litt, bevor er dank der METHODE geheilt werden konnte.
In dem Kapitel wird Kramers Gefährlichkeit noch einmal herausgestellt, genau wie die Widersprüchlichkeit und Gefahr des Systems: Allein schon sein unangekündigtes Erscheinen zeigt, dass er eine ständige Bedrohung ist. Seine Äußerung, dass Wahrheit etwas Relatives sei und nach ihrem Nutzen bewertet werden müsse, macht deutlich, dass das System kein Interesse daran hat, wirklich für das Wohl der Menschen zu sorgen, sondern nur dafür, dass das System anerkannt werde. Zudem wird deutlich, dass es eben nicht das Ziel der METHODE ist, Menschen bei Krankheit zu helfen, sondern im Gegenteil, dass Krankheit als Bedrohung und quasi Straftat betrachtet wird: Weil Moritz krank war, wurde er zu einem Methodenfeind – die Krankheit macht ihm zum Feind des Systems.
Kramers Verhalten bei der Äußerung Mias, dass ihr Bruder an Leukämie erkrankt gewesen sei, lässt vermuten, dass er in diesem Moment erkannt hat, das Moritz tatsächlich zu Unrecht verurteilt worden ist.
Kramers Ankündigung, er werde Mia zitieren, kann als Drohung verstanden werden – und das erkennt auch Mia, die davon ausgeht, dass er diese für seine Zwecke einsetzen werde.
Infolgedessen hinterfragt Mia ihr gespaltenes Verhältnis zu Heinrich Kramer, dessen Charakter sie auf der einen Seite bewundert, andererseits aber auch wieder verabscheut. Dennoch kann sie eine gewisse Anziehungskraft, welche Kramer auf sie ausübt, nicht leugnen, da er, in allem, was er sagt oder tut, absolut überzeugt wirkt. Die ideale Geliebt wirft Mia vor, dass diese Einstellung inakzeptabel sei, da es ja bedeute, dass sie den Mörder ihres Bruders lieben könnte. Parallel zu diesem inneren Konflikt betrachtet Mia die Buchgeschenke ihres Bruders, die sie jedoch nie gelesen hat.
Die Bücher von Moritz hatten den Zweck, Mia von seiner Sicht der Dinge zu überzeugen. Die Werke der berühmten Autoren haben vor allem den Humanitätsgedanken gemeinsam. Besonders die Nennung des Romans von „Orwell“ ist eine poetologische Reflexion, da es sich dabei, genau wie bei „Corpus Delicti“, um eine Dystopie handelt, eigentlich sogar um die bekannteste überhaupt.
In Mia kommt die Erinnerung an jene Nacht wieder hoch, als ihr Bruder Moritz sie nach seinem Treffen mit Sibylle aufsuchte und von deren Tod berichtete.
Am nächsten Morgen klingeln die drei Hausmitbewohnerinnen Mias (Lizzie, Driss und die Pollsche) an ihrer Tür und teilen ihr mit, dass sie alle – mit Ausnahme von Driss – Mias Auszug aus dem Wächterhaus wünschen, da sie in der Zeitung einen Kommentar von Kramer über Mias gesundheitliche Vorbestrafung gelesen haben und dementsprechend um den Status ihrer Hausgemeinschaft als Wächterhaus fürchten. Mia vertreibt diese daraufhin aus ihrer Wohnung.
Hier steht nun jener Artikel, in dem Kramer außerdem von wachsenden terroristischen Bedrohungen der R.A.K. spricht – diese planten einen Angriff mit einer biologischen Waffe –, die angeblich in Zusammenhang mit dem Tod Moritz Holls – und somit auch mit Mia – stehen. Dessen Ausruf „Ihr opfert mich auf dem Altar eurer Verblendung“ sei zur Parole der R.A.K. geworden, zudem sei er allein schon deshalb eine Gallionsfigur des Widerstandes, weil er als Kind schwer erkrankt sei, sich unverstanden gefühlt habe und letztlich durch Suizid seinem Leben ein Ende gesetzt habe. Der Kommentar endet in einem Aufruf zur Wachsamkeit und Denunziation.
Hier werden wieder die Medien als Manipulationsinstanz eines Regimes vorgeführt.