Mia Holl ist eine 34-jährige Biologin, deren bisheriges Leben von den staatlichen Behörden gar als „Idealbiographie“ bezeichnet wird. Allerdings wird sie stets von der Trauer um ihren verstorbenen Bruder Moritz begleitet, dessen Selbstmord sie vor allem dem Journalisten und Methodenanhänger Heinrich Kramer zuschreibt, obwohl sie selbst durch das Schmuggeln der Angelschnur, mit welcher Moritz sich schließlich erhängte, einige Beihilfe dazu geleistet hat.
Als Verbindung zu ihrem Bruder dient Mia die imaginierte „ideale Geliebte“, welche Moritz ihr als Andenken an sich übertragen hat. Durch sie wird deutlich, dass Mia keinesfalls nur eine berechnende Naturwissenschaftlerin ist, sondern auch einen Sinn fürs Übersinnliche besitzt.
Langsam offenbart sich mehr und mehr, dass Mia in einem identitären Zwiespalt steckt, denn einerseits war ihr bisheriges Leben stets von Rationalität geprägt – diese Denkweise trägt dazu bei, dass man die METHODE nur gutheißen kann–, andererseits wird sie aber – vor allem durch den Fall rund um ihren Bruder – empfänglicher für Emotionalitäten und Zweifel an der METHODE. Sie entwickelt sich zu einem „Wesen des Dazwischen“, das sich letztlich für ihren Bruder und gegen die durch die METHODE geformte Gesellschaft entscheidet.
Mia wird immer mehr zu einer Revolutionärin, einer „Galionsfigur“ des Widerstands gegen das kontrollierende und regulierende System der METHODE. Ihre strikt rationale Art weicht durch die intensive Auseinandersetzung mit kritischen Momenten einer individuellen Art des Denkens, einer fühlend-menschlicheren Art, welche die Fehlbarkeit des Systems erkannt hat. Sie beginnt, diese Fehlbarkeit lautstark anzuprangern, sodass ihre veränderte Denkweise sie dazu antreibt, für die Freiheit des Einzelnen zu kämpfen. Sie zeigt sich schließlich sogar dazu bereit, für ihre neu gewonnenen Ideale als Märtyrerin zu sterben, um etwas in der Gesellschaft zu bewegen.
Der Journalist Heinrich Kramer ist ein völlig angepasster, selbstbewusster Mann und vor allem ein starker Verfechter der METHODE. Er hat dunkle Haare, schwarze Augen und bewegt sich mit der „trügerische[n] Gelassenheit einer Raubkatze“, was ihm bereits durch die Beschreibung des Äußeren etwas Gefährliches zuschreibt. Er ist äußerst rational und beruft sich bei der Verteidigung der METHODE stets auf Fakten. Daher sieht er auch „Gesundheit als Synonym für Normalität“ an und vertritt demnach die Etablierung der Gesundheit als Staatsideal Nummer eins, wie es die METHODE mit äußerst geringer Fehlerquote geschafft hat.
Weiterhin versucht er, Mias Situation zur Stabilisierung des Systems zu missbrauchen. Er lehnt den Wunsch nach Veränderung durch Widerstand ab, da es aus rationaler Hinsicht überhaupt keinen Grund dazu gibt, viele Menschen unnötigerweise einem, aus seiner Sicht, gesellschaftlichen Rückschritt zu opfern.
Der 27-jährige Moritz Holl hat seinerseits nie sonderlich viel von der METHODE gehalten. Er ist sehr naturverbunden, unangepasst und sehnt sich nach individueller Freiheit, weswegen er auch die strengen Regularien der METHODE meist missachtet und zum Beispiel aus Protest gerne raucht.
Er steht Schmerz, Krankheit und Tod furchtlos gegenüber, denn nur „wenn [man] [s]ich auch für den Tod entscheiden kann, besitzt die Entscheidung zugunsten des Lebens einen Wert“.
Er plädiert also für freie Entscheidungsmöglichkeiten bezüglich des eigenen Lebensstils, da sonst das Leben seinen eigentlichen Wert einbüßt. Mit diesem unerschütterlichen Drang nach Freiheit und gegen Überwachung steckt er schließlich auch seine Schwester Mia an – wenn auch erst, nachdem er zum Opfer „auf dem Altar [der] Verblendung“ wurde. Er wurde nämlich fälschlicherweise der Vergewaltigung und des Mordes an einer jungen Frau beschuldigt. Diese Anklage wurde aufgrund eines vermeintlich eindeutigen Beweises – der DNA Moritz´ an der Leiche – erhoben und Moritz verurteilt. Trotz dieses eindeutigen Beweises glaubt Mia an Moritz´ Unschuldsbeteuerungen, auch nachdem er sich umgebracht hat, und behält damit letztlich Recht.
Lutz Rosentreter ist Mias Pflichtverteidiger und wird von ihr bei deren erster Begegnung als „zu einer Sorte von angeblich liebenswerten Tölpeln“ gehörig eingeschätzt, dessen nervöses Verhalten Mia mit Unprofessionalität gleichsetzt. Dieser Eindruck verstärkt sich noch, als Rosentreters anfechtende Prozessstrategie Mias Situation nur verschlimmert. Allerdings verfolgt Rosentreter von Anfang an ein eigenes Interesse (dem sich im Verlauf der Handlung auch Mia verschreibt), nämlich gegen die METHODE, welche ihm eine Beziehung zu seiner großen Liebe aus immunologischen Gründen untersagte, anzukämpfen und ihre Fehlbarkeit zu offenbaren.
Daher rollt er den Fall um Moritz Holl nochmal auf und es gelingt ihm tatsächlich, dessen Unschuld zu beweisen. Seinem übergeordneten Ziel, die METHODE in ihrer Unantastbarkeit zu schwächen, geht er mit größter Akribie nach.
Sophie tritt in den anfänglichen Verhandlungen als Richterin aus Überzeugung im Fall Mia Holl auf. Sie wirkt äußerst kompetent sowie rechtstreu, hat aber auch ein offenes Ohr für die momentanen Probleme der Angeklagten und versucht deshalb immer wieder, mit „versöhnliche[r] Miene“ die Strafe möglichst mild zu halten. Ihre verständnisvolle oder teils gar emotionale Art geht jedoch keinesfalls auf Kosten juristischer Korrektheit, denn im Zweifel kann sie auch trotz ihres Mitgefühls das Recht mit Härte durchsetzen. Sie versucht also angestrengt, das richtige Maß zwischen Güte und Strenge zu finden – kurz: eine gute Richterin zu sein.