Der Zauberkünstler Cipolla ist mit seiner Vorführung maßgeblich dafür verantwortlich, dass sich das Reiseerlebnis des Erzählers endgültig ins Tragische wendet. Cipollas Darbietung füllt den zweiten Teil der Novelle und soll eigentlich für den Erzähler sowie dessen Familie als freudige Ablenkung vom bis dato eher nicht allzu erholsamen Urlaub fungieren (vgl. S. 14).
Cavaliere Cipolla, der sich auf Plakaten selbst als „fahrender Virtuose, […] Unterhaltungskünstler, Forzatore, Illusionista und Prestidigitatore“ (S. 13) – also schlichter gesagt als Zauberkünstler – bezeichnet, kommt zu einer Vorstellung in die Stadt und „ganz Torre war da“ (S. 15). Allerdings lässt er alle Zuschauenden im gefüllten Saal gut eine halbe Stunde auf sich warten, was vom Erzähler als Mittel zur Spannungserhöhung gedeutet wird (vgl. S. 16). Als Cipolla dann endlich auf der Bühne steht, präsentiert sich dem Publikum „[e]in Mann schwer bestimmbaren Alters, aber keineswegs mehr jung, mit scharfem, zerrüttetem Gesicht, stechenden Augen [und] faltig verschlossenem Munde“ (S. 17).
Außerdem ziert ein kleiner schwarzer Schnurrbart sein Kinn (vgl. S. 17). Als Kleidung trägt er einen ebenfalls schwarzen Mantel – ärmellos mit Samtkragen – und dazu weiße Handschuhe, einen weißen Schal um den Hals sowie einen Zylinder auf dem Kopf (vgl. S. 17).
Bereits auf den ersten Blick wirkt Cipolla aus Erzählersicht dem „Typus des Scharlatans“ (S. 17) entsprechend, welcher durch Verdrehtheit und tückische Tricks Menschen gerne hinters Licht zu führen scheint (vgl. S. 17). Auch in seiner Haltung oder seinem Auftreten generell sucht man vergebens Formen von Scherzhaftigkeit, wie man sie vielleicht bei einem Unterhaltungskünstler erwartet, sondern „vielmehr [sprechen] strenge Ernsthaftigkeit, Ablehnung alles Humoristischen, ein gelegentlich übellauniger Stolz [und] auch jene gewisse Würde und Selbstgefälligkeit des Krüppels“ (S. 17) aus ihm. Er ist eher Hypnotiseur als Zauberer.
Bei seinen Darbietungen genießt Cipolla das Gefühl der Macht, welches ihm seine Fähigkeiten der Geistesmanipulation – und seine Reitpeitsche – verleihen, über alle Maße und kostet jenes Machtgefühl bei jeglichen seiner Täuschungen aus. Er ist voller Eigenliebe, übermäßig stolz auf sein Können und rühmt sich, trotz gesundheitlicher wie körperlicher Beeinträchtigungen (er hat einen Buckel [vgl. S. 23]) den schweren Beruf des Illusionisten dank seines starken Geistes mit Bravour zu meistern (vgl. S. 21). Nebenbei konsumiert er unbekümmert Alkohol sowie Zigaretten, welche seine Spannkraft während des Auftritts stets hochhalten (vgl. S.33).
Cipolla als „Leiter und Hauptakteur des dunklen Spieles“ (S.33) macht sich mit seinen Tricks über das Publikum lustig, stellt im Laufe seiner Vorführung immer wieder einzelne Zuseher bloß und sich selbst damit über diese. Er verspottet und entwürdigt sie auf deren finanzielle wie seelische Kosten zum eigenen Ergötzen. Dabei aufkommende Tendenzen der Aufsässigkeit beziehungsweise Widersetzung gegen seine Prinzipien weiß Cipolla darüber hinaus mit Hypnose oder Reitpeitsche bisweilen eindrucksvoll zu unterdrücken (vgl. S.31). Die Freiheit des Willens belächelt und negiert Cipolla nur (vgl. S. 32).
Durch die beispiellose „Demonstration der Willensentziehung und -aufnötigung“ (S. 39) wird für den Erzähler „[d]ieser selbstbewu[ss]te Verwachsene […] der stärkste Hypnotiseur, der [ihm] in [seinem] Leben vorgekommen“ (S. 39) ist. Cipolla versteht seine Künste folglich wie kein Zweiter, setzt dieses Wissen sowie seine unvergleichlichen Fähigkeiten jedoch zur Manipulation der Gesellschaft ein, um für sich Vorteile in Form der selbsterhöhenden Belustigung oder auch der Bestätigung eigener Anschauungen daraus zu ziehen.
Mario lernt man im Laufe der Handlung als einen Kellner des Cafés „Esquisito“ kennen, in dem der Erzähler mit seiner Familie häufig zu Gast ist. Er wirkt bis kurz vor Ende – trotz seiner namentlichen Erwähnung im Titel – wie eine Nebenfigur behandelt. Er scheint im Zuge des geschilderten Reiseerlebnisses zunächst in guter Erinnerung verwahrt zu sein, da Mario für die gesamte Familie durch seine Dienste in besagtem Café repräsentativ mit einer eher positiven Erfahrung konnotiert ist (vgl. S. 15) – ein Lichtblick im Vergleich zu den Erlebnissen am Strand oder im Hotel.
Bei der Vorstellung des Zauberers Cipolla entdeckt der Erzähler ihn in der Menge der Zuschauer, gelehnt an einen Holzpfeiler und mit verschränkten Armen oder den Händen in seinen Jackentaschen das Bühnengeschehen verfolgend (vgl. S. 46). Mario wirkt durchaus aufmerksam, wenn auch nicht sonderlich heiter (vgl. S. 47). Der Aufforderung Cipollas, als Kandidat für die nächste Darbietung auf das Podium zu kommen, geht er schließlich mit „zweifelnde[m] Lächeln um seine aufgeworfenen Lippen“ (S. 47) nach. An diesem Tag ist er mal nicht in seine weiße Kellner-Jacke gekleidet, sondern in ein dünnes Complet (meist zwei übereinanderliegende Kleidungsstücke, die sich in Farbe, Schnitt und Muster ähneln bzw. ergänzen) aus gestreiftem Stoff mit geflammtem Seidentuch um seinen Hals (vgl. S. 48).
Bei diesem Auftritt Marios wird auch dessen Äußeres genauer beschrieben. Er ist ein untersetzter junger Mann – rund zwanzig Jahre alt – mit kurzem Haar, niedriger Stirn und zu schweren Augenlidern; farblich sind die Augen unbestimmt grau mit grün-gelben Details (vgl. S. 47). „Das Obergesicht mit der eingedrückten Nase, die einen Sattel von Sommersprossen [trägt], [tritt] zurück gegen das untere, von den dicken Lippen beherrschte, zwischen denen beim Sprechen die feuchten Zähne sichtbar [werden]“ (S. 47). Im Erzähler weckt Marios Gesicht sowie dessen gesamte Erscheinung den Eindruck einer „primitive[n] Schwermut“ (S. 47), welche er auch als Grund für seine Sympathie dem Kellner gegenüber anführt (vgl. S. 47). „Von Brutalität des Ausdrucks konnte [also] keine Rede sein“ (S. 47).
Auch Marios charakterliche Art lässt seine Eskalation am Handlungsende keinesfalls erahnen. Er wird vom Erzähler (der sich selbst wähnt, den Kellner zumindest menschlich zu kennen) eher als ein verträumter Junge gesehen, der sich gerne auch mal geistesabwesend in Gedanken verlieren kann, wobei seine Miene zumeist ernst wirkt, wenngleich die Kinder ihn hin und wieder zum Lächeln bewegen (vgl. S. 47).
Es scheint dennoch so, als verzichte Marios Charakter auf Formen von Liebenswürdigkeit, da er sich offenbar keinerlei Hoffnung macht, sonderlich zu gefallen (vgl. S. 48). Über das sonstige Leben abseits von der Tätigkeit im Café weiß man nur, dass Marios Vater wohl ein Schreiber und seine Mutter eine Wäscherin ist (vgl. S. 48).
Gerade der Umstand, dass nun ausgerechnet ein derart bodenständiger junger Mensch wie Mario sich durch die erniedrigenden Manipulationstechniken des sogenannten Zauberers dazu veranlasst sieht, jemanden zu töten, rückt die gesamte Situation in ein umso drastischeres Licht.
Im Falle dieser Novelle kommt auch dem Erzähler eine figurengleiche Rolle zu, da er selbst in der Handlung auftritt, indem er von seinem eigenen Reiseerlebnis berichtet. Demnach soll auch dessen Figur hier kurz näher betrachtet werden.
Der Erzähler verkörpert augenscheinlich einen Familienvater, der mit seiner Frau und den Kindern nur einen erholsamen Urlaub in Torre di Venere verbringen will.
Stattdessen werden sie sowohl in ihrer Unterkunft (vgl. S. 3ff.) als auch am Strand (vgl. S. 9ff.) aufgrund ihrer Herkunft mit Andersbehandlung respektive Formen der Fremdenfeindlichkeit konfrontiert (was selbstverständlich auch der Erzählerfigur übel aufstößt), bevor sie dann gemeinsam als Familie die unheilvolle Show Cipollas besuchen.
Dennoch agiert der Erzähler in seinen Worten wie Gedanken zumeist äußerst reflektiert, ja fast schon analytisch, indem er das Gesehene und Geschehene in einem größtenteils distanziert-neutralen Ton für die Leser wiedergibt. Das ist besonders verwunderlich, wenn man den tragischen Ausgang seines Reiseerlebnisses bedenkt, welchen er schlicht als „ein höchst fatales […] [u]nd ein befreiendes Ende dennoch“ (S.54) bezeichnet. Die Erzählerfigur dient bei Cipollas handlungsdefinierender Aufführung gewissermaßen als Korrespondent vor Ort, als Repräsentant im Publikum, der sich letztlich aber trotz aller scheinbar teilnahmslosen Distanz der Faszination über die Manipulationskünste des Hypnotiseurs ebenfalls nicht gänzlich erwehren kann.