So kam am Anfang des Jahres 1848 die Frage auf, wie die Wahlen zur Nationalversammlung aussehen sollten. Deshalb traf sich im März 1848 die sog. Heidelberger Versammlung. Führende Oppositionelle einigten sich darauf Vertrauensmänner ohne direkten Auftrag vom Volk nach Frankfurt zu schicken. Ende März 1848 kam so das Frankfurter Vorparlament zusammen, um die Wahlen zur Nationalversammlung vorzubereiten, mit gleichem Stimmrecht für alle Männer über 24 Jahren. Diese wählten dann Wahlmänner, welche wiederum die Abgeordneten wählten (indirekte Wahl).
Am 18.05.1848 kam in der Frankfurter Paulskirche das erste Mal die durch freie Wahlen bestimmte Nationalversammlung (Paulskirchenversammlung) zusammen, um eine deutsche Verfassung auszuarbeiten. Sie war die erste frei gewählte Volksvertretung eines gesamtdeutschen Volkes (zur damaligen Zeit durften allerdings nur Männer über 24 wählen). Es schien als sei die Stunde der gesamten Nation gekommen zur gemeinsamen Schaffung des Reichs in Einheit und Freiheit. Der liberale Heinrich von Gagern wurde als ihr erster Vorsitzender gewählt.
Das Parlament bestand größtenteils aus Vertretern des Bildungsbürgertums, die kein direktes Mandat (= also nicht direkt gewählt) hatten. Die Abgeordneten waren zunächst keiner Partei zugeordnet, da diese erste später eingeführt wurden (gab es nicht wegen des Verbots von 1832). Gleichgesinnte trafen sich in Wirtshäusern und benannten ihre Fraktionen nach diesen. So spielten nicht Parteien oder Fraktionen einen Rolle in der Nationalversammlung, sondern Persönlichkeiten (Persönlichkeitswahlen). Die Paulskirchenversammlung war ein Abbild der führenden Schichten, ein sog. Honoratioren- oder Professorenparlament und spiegelte nicht die soziale Gliederung der Nation wieder. Daher entstanden folgende politische Strömungen in der Frankfurter Nationalversammlung, die unterschiedliche Forderungen hatten.
Die Fraktionen waren in die Richtungen zu unterscheiden: Demokratische Linke, Liberale Mitte und Konservative Rechte:
Demokratische Linke | Liberale Mitte (Mehrheit im Parlament) | Konservative Rechte | |
Fraktion | z.B. Donnersberg, Deutscher Hof, Nürnberger Hof, | z.B. Casino, Augsburger Hof, Landsberg, Pariser Hof | z.B. Steinernes Haus, Café Milani |
Vertreter | Handwerker und Gelehrte | Bildungs- und Besitzbürgertum | Adel, Monarchen, Kirche |
Programm | soziale Reformen bürgerliche Republik Volkssouveränität soziale Gerechtigkeit Parlamentsherrschaft allgemeines Wahlrecht | Zensuswahlrecht Erhaltung der Einzelstaaten | Erhaltung der Macht des Adels und der Kirche |
Staatsform | Volkssouveränität und Parlamentsherrschaft | Konstitutionelle Monarchie mit einem Erbkaisertum | Erbkaisertum |
Staatliche Organisation | Zentralstaat | Erhaltung der Einzelstaaten | Selbstständigkeit der Einzelstaaten (föderalistisch) |
Dennoch war es die erste gesamtdeutsche und demokratische Verfassung Deutschlands. In der Grafik siehst du, was sich die Vertreter ausgedacht haben. Sie erarbeiteten die Paulskirchenverfassung, die eine konstitutionelle Demokratie vorsah, mit einem erblichen Kaistertum an der Spitze. Die Versammlung und die erarbeitete Verfassung wurden von vielen deutschen Staaten bekämpft - ihnen waren die Ideen zu liberal und sie beschwerten sich, dass die Verfassung nicht mit ihnen abgesprochen wurde.