Die Revolution 1848 ging vom Volke aus: Sie lehnten sich gegen die Macht des Adels auf und forderten die Bildung eines Nationalstaates mit neuer Verfassung. Die Träger der Revolution waren also hauptsächlich das liberale Bürgertum, Bauern, Arbeiter und Kleinbürger.
Bei der Reichsgründung wurden die nationalen Bestrebungen von „oben“ also von der Regierung gesteuert. Unter Bismarck wurden Einigungskriege geführt und so die Vorherrschaft Preußens demonstriert. Die Reichsgründung ging von der Oberschicht aus: Klerus, Adel, Militär und Konservative. Ein wichtiger Unterschied sind also die treibenden Kräfte: das Volk 1848 und die Machthabenden 1871.
Dies wirkte sich auch auf die Verfassungen aus. Die Paulskirchenverfassung, die 1849 von der Nationalversammlung in der Paulskirche erarbeitet wurde, sicherte dem Volk viele Rechte gegenüber dem Kaiser zu. Wichtig: Diese Verfassung trat nie wirklich in Kraft, da die Revolution scheiterte.
In der Reichsverfassung von 1871 hatte der Kaiser mehr Macht. Das Volk durfte zwar wählen, der gewählte Reichstag hatte aber einen überschaubaren Einfluss. Auch gab es keine festgeschriebenen Grundrechte, wie sie in der Paulskirchenverfassung vorgesehen waren.
Die Ziele der Revolution 1848/49 haben wir bereits besprochen, listen wir hier aber gerne nochmal auf: Bildung eines deutschen Nationalstaates, Presse- und Versammlungsfreiheit, unterschiedliche Staatsformen (konstitutionelle Monarchie oder Republik).
1871 waren die Ziele von oben bestimmt: Durch die Kriege sollte die Vormachtstellung Preußens gesichert werden. Zudem gab Bismarck dem Volk nicht zu viel Macht – gerade so viel, dass es zufrieden war, die Macht der Regierung (alten Eliten) aber nicht gefährdete.1848 erhoffte man durch die Ereignisse in Frankreich bei einer Revolution ähnliche Ergebnisse erzielen zu können. Man richtete den Protest also gegen die Eliten des eigenen Landes – so wurde die Revolutionsbewegung gespalten. Später wurde die Nationalversammlung eingesetzt, um eine Verfassung auszuarbeiten. Aber: Die Revolution war gespalten und man war sich über die Zukunft Deutschlands nicht einig.
1871 wurde ebenfalls ein gewaltsamer Weg gewählt, allerdings suchte man sich den Feind außerhalb Deutschlands. Dadurch wurde der Nationalgeist gestärkt. Durch die Einigungskriege (Hegemonialkriege) sollte die deutsche Einheit geschaffen werden. Beides Mal wurde also Gewalt genutzt – einmal als Revolution, einmal als Kriege.
Wie du gelernt hast, scheiterte die Revolution 1848 hauptsächlich an den unterschiedlichen Zielen der verschiedenen Gruppen. Die Führungsrolle blieb ungeklärt und auch wie ein geeintes Deutschland aussehen sollte. Die bisher erreichten Fortschritte wurden langsam wieder abgebaut und die Revolution war endgültig gescheitert. 1871 entstand eine konstitutionelle Monarchie und das Deutsche Reich wurde gegründet.