Als Krisenjahr der Weimarer Republik wird das Jahr 1923 bezeichnet. Innerhalb dieses Jahres hatte die noch junge Weimarer Republik mehrere Probleme zu bewältigen: Die Hyperinflation der deutschen Währung, die Ruhrbesetzung und den Ruhrkampf, den Deutschen Oktober, Separatisten und Aufstände im Westen, Rechtsruck in Bayern und den Hitler-Putsch.
Deutschland hatte den Krieg verloren und musste Reparationen (= Zahlungen zur Wiedergutmachung von Kriegsschäden) an die anderen Länder zahlen. Allerdings hatte Deutschland zur Kriegsfinanzierung selbst Kredite aufgenommen, die noch abbezahlt werden mussten. Auch der Wiederaufbau des eigenen Landes kostete viel Geld. Der deutsche Staat wusste sich nicht besser zu helfen, als einfach mehr Geld zu drucken. Hinzu kamen die reale Inflation und sich im Umlauf befindliches Falschgeld. Dadurch verlor das Geld jedoch immer mehr an Wert.
Im Juni kam es deshalb zur Hyperinflation (Inflation= Erhöhung der Menge des in Umlauf befindlichen Geldes, verbunden mit Werteverlust des Geldes und Preissteigerungen). Im Klartext hieß das: Bis zum Dezember war die Inflation so ausgeprägt, dass ein Ei etwa 320 Milliarden Reichsmark gekostet hätte. Wer einkaufen musste, schleppte also Koffer mit sich rum. Bald war das Geld nichts mehr wert und die Menschen fingen wieder an, mit Naturalien zu handeln. Stoppen konnte die Inflation nur eine Währungsreform der neuen Regierung unter dem Kanzler Gustav Stresemann am 15.11.1923. Sie setzten einen neuen Wert für das Geld fest. 1 Millionen Papiermark waren jetzt eine Goldmark wert. Die großen Verlierer dieser Währungsreform waren alle, die etwas Gespart hatten, Arbeiter und Rentner (Mittelständler), da mit einem Schlag das gesparte und angesammelte Geld nichts mehr wert war. Gut war die Währungsreform für alle, die Schulden hatten, da diese über Nacht mehr oder weniger verschwunden waren.
Deutschland kam bei den Reparationszahlen in Verzug. Im Januar nahmen Frankreich und Belgien dies zum Anlass um in das Ruhrgebiet einzumarschieren und zu besetzen. Die Reichsregierung forderte die deutschen zum passiven Widerstand durch Streiks und Aufstände auf. Doch dies ruinierte die deutschen Finanzen endgültig. Die neue Reichsregierung unter Stresemann beendete den Ruhrstreik, der auf beiden Seiten gewalttätig und blutig war, schließlich im September 1923.
Die KPD wollte die Krisensituation im Jahr 1923 für einen politischen Umsturz nutzen. Nach russischem Vorbild wollten sie eine Revolution anzetteln, die zum Sturz der Regierung führen sollte. Doch die Reichsregierung reagierte mit Notstandsbeschlüssen und Eingriffen der Reichswehr und vereitelte so die Pläne der Kommunisten. Der Umsturzversuch sowie der Eingriff der Reichswehr verunsicherten das Land jedoch zusätzlich.
Durch die schwierige politische und gesellschaftliche Lage forderten militante Separatisten (= Menschen die nach Separation streben, also einen eigenen Staat gründen wollen) eine unabhängige Republik. Sie erklärten sich von der Weimarer Republik unabhängig und wurden dabei von Frankreich unterstützt. Ihnen fehlte jedoch der Rückhalt in der Bevölkerung, sodass die „Rheinische Republik“ und die „Pfälzische Republik“ nicht lange bestehen blieben.
Bayern war nach der Revolution unter Ministerpräsident Gustav Ritter von Kahr immer weiter nach rechts gerückt und der Konflikt mit der restlichen Republik brach im Oktober des Jahres offen aus. Um zu verhindern, dass Bayern zu einer Diktatur wurde, verhängte Reichspräsident Ebert den Ausnahmezustand über ganz Bayern.
Am 8. und 9. November organisierten der NSDAP-Vorsitzende Adolf Hitler und Erich Ludendorff (ehemals OHL) einen Putsch (= versuchter Umsturz mit dem Ziel einer neuen Regierung) gegen die bayrische Landesregierung und auch gegen die Reichsregierung. Sie zielten damit auf eine Beseitigung der Weimarer Republik und der Errichtung einer nationalistischen Diktatur. Es starben Putschisten und Polizisten der bayrischen Landespolizei. Hitler erklärte die Regierung in Berlin für abgesetzt und proklamierte eine provisorische Nationalregierung. Der Putsch scheiterte an der fehlenden Unterstützung der bayrischen Regierung und Hitler wurde später zu fünf Jahren Haft verurteilt, wovon er aber nur knapp ein Jahr absaß.
Die NSDAP wurde verboten (bis 1928/29). In der Weimarer Republik wurden politisch rechtsmotivierte Straftaten – wie der Putschversuch Hitlers - weitaus milder bestraft, als Linksmotivierte. Das war sozusagen das Erbe des Kaiserreichs: Konservative Richter und andere Beamte mit rechter Einstellung behielten nach der Gründung der Weimarer Republik ihre Positionen. Somit urteilten sie eher nach ihrer eigenen politischen Gesinnung als neutral. Deshalb wurde der Justiz vorgeworfen „auf dem rechten Auge blind zu s ein.“