Nach einem kurzen Aufschwung in den Goldenen Zwanziger Jahren war die Weimarer Republik mit den Präsidialkabinetten wieder in eine tiefe politische Krise geschlittert. Davon profitierte die NSDAP.
Bei den Wahlen 1930 zog sie bereits als zweitstärkste Kraft in den Reichstag ein, 1932 war sie die stärkste Kraft. Hindenburg hoffte, die politische Lage stabilisieren zu können und ernannte deshalb eine neue Regierung aus NSDAP und DNVP. Am 30. Januar 1933 wurde Hitler deshalb zum Reichskanzler gewählt. Das bedeutete das endgültige Ende der Weimarer Republik.
Zur damaligen Zeit wurde die Macht der NSDAP und Hitlers stark unterschätzt. Man fühlte sich mit Hindenburg als Reichspräsident sicher vor nationalsozialistischen Ideen. Den ersten Schritt der „Machtergreifung“ kann man also eigentlich als „Machtübernahme“ bezeichnen – die NSDAP ist nach damaligen Gesetzen legitim in die Regierung gekommen, Hitler wurde zunächst 4. Kanzler eines Präsidialkabinetts und hatte den Rückhalt der Bevölkerung. Hitler hatte nicht nur eine Massenbewegung der Bevölkerung hinter sich, sondern auch die nötigen politischen Instrumente. Er konnte mit Notverordnungen regieren. Doch auch wenn Hitler damals nach außen noch nicht erkennen ließ, worauf seine Politik abzielte, intern machte er früh deutlich, welche Ziele er verfolgte. Damit du verstehst wovon wir reden, hier ein kleiner Ausschnitt seiner Rede vor hohen Vertretern der Reichswehr am 3. Februar 1933:
„Völlige Umkehrung der gegenwärtigen Zustände in Deutschland. Keine Duldung der Betätigung irgendeiner Gesinnung, die dem Ziel entgegensteht (Pazifismus!). Wer sich nicht bekehren läßt, muß gebeugt werden. Ausrottung des Marxismus mit Stumpf und Stiel. [...] Todesstrafe für Landes- und Volksverrat. Straffste autoritäre Staatsführung. Beseitigung des Krebsschadens der Demokratie.“
Kleiner Tipp: Ein Vergleich von Hitlers vertraulichen und öffentlichen Reden ist eine beliebte Abiaufgabe.
Aber weiter im Kontext: Neuwahlen wurden für den 5. März 1933 angesetzt. Ab sofort befand sich die NSDAP im Wahlkampf. Sie hetzte gegen linke Gruppierungen und Marxismus. Gleich nachdem Hitler zum Kanzler ernannt wurde, hatten die beiden linksgerichteten Parteien aus Protest zum Generalstreik (Generalstreik ist ein Streik der gesamten Arbeiterschaft) aufgerufen. Damit lieferten sie der Regierung den Vorwand, um die Notverordnung des Reichspräsidenten „Zum Schutze des deutschen Volkes“ am 4. Februar zu erlassen. Dadurch wurde die Presse- und Versammlungsfreiheit stark eingeschränkt. Die Verordnung bildete die Grundlage, um gegnerische Parteien und Meinungen zum Schweigen zu bringen. Politisch linke Gegner wurden teilweise verfolgt und eingesperrt. Dadurch gewannen die rechten Parteien einen großen Vorsprung im Wahlkampf, den sie im Gegensatz zu den gegnerischen Parteien ungehindert betreiben konnten.
Bald übernahm die Regierung auch die Kontrolle über die Polizei. Zunächst bildete sich die sogenannte Hilfspolizei (HiPo), eine Zusammensetzung von Stahlhelmen (= Wehrverband der Weimarer Republik), Schutzstaffel (SS = nationalsozialistische Organisation) und Sturmabteilung (SA; = paramilitärische Kampforganisation der NSDAP). Hermann Göring (NSDAP), der Reichskommissar für das preußische Innenministerium, befahl dieser Hilfspolizei die politischen Gegner rigoros zu verfolgen und versprach, jeden zu decken, der dabei von Schusswaffen Gebrauch machen würde. Dies wird rückblickend auch als Schießbefehl interpretiert und führte zu politischer Willkür und Verfolgung.
Dann geschah etwas, dass Hitler und der NSDAP in die Karten spielte. Der deutsche Reichstag brannte in der Nacht zwischen dem 27. und 28. Februar 1933. Wer daran wirklich Schuld hatte, bleibt bis heute ungeklärt und ist immer wieder Streitpunkt unter Historikern. Fest steht aber: Etwa eine halbe Stunde nach Bemerken des Brandes wurde Marinus van der Lubbe im Gebäude festgenommen. Van der Lubbe war ein politisch links orientierter Arbeiter. Die Nationalsozialisten aber nutzten den Vorfall als Begründung, um gegen ihre politischen Gegner, Linksgesinnte und Kommunisten, vorzugehen. Sie stellten die Kommunisten als Staatsfeinde dar und es folgte eine Verhaftungswelle, bei der nicht nur Kommunisten, sondern auch SPD-Politiker und Gemäßigte aus dem Weg geschafft wurden.
Die Regierung erließ die sogenannte Reichstagsbrandverordnung. Durch sie wurden alle Grundrechte der Bürger, wie Freiheit der Person, die Meinungs-, Presse-, Vereins- und Versammlungsfreiheit, etc. außer Kraft gesetzt. Alle Menschen konnten ab sofort ohne Beweise oder Grundlage festgenommen werden. Außerdem ermöglichte die Verordnung, dass der Reichsinnenminister Kontrolle über alle Länder ausüben durfte, auch diejenigen, die bisher nicht unter nationalsozialistischer Herrschaft gestanden hatten. Bei den Reichstagswahlen im März erhielt die NSDAP dann bereits über 40 Prozent der Stimmen.
Ein weiteres, symbolträchtiges Ereignis dieser Zeit war der Tag von Potsdam. Am 21. März 1933 traf sich der erste Reichstag nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten zum ersten Mal. Nach dem Reichstagsbrand musste ein neuer Ort gefunden werden. Bewusst wählten sie dafür Potsdam und den 21. März 1933 aus – Potsdam als Traditionsort eines starken Preußens und der Tag genau 62 Jahre nach der ersten Reichstagssitzung des Kaiserreichs.
Ein wichtiger Begriff der mit der Machtergreifung einhergeht ist die Gleichschaltung. Damit wird der Prozess bezeichnet, alle Bereiche des Lebens – Politik, Gesellschaft und Kultur – neu zu organisieren, zu vereinheitlichen und auf die Person Hitlers unter der NSDAP auszurichten. Im Klartext heißt das: Es sollte ein neues Machtgefüge entstehen, bei dem unter Führung Hitlers und der NSDAP jeglicher Pluralismus (Vielfaltigkeit von gesellschaftlichen Kräften) aufgehoben wurde. Alle Bereiche wurden gleichgeschaltet.
Mit dem „Ermächtigungsgesetz“ vom März 1933 wurde diese Politik umgesetzt. Durch das Ermächtigungsgesetz konnte von nun an die Regierung ohne Zustimmung des Reichstages, Reichsrates oder des Reichspräsidenten Gesetze erlassen. Das Ermächtigungsgesetz konnte im Reichstag mit der nötigen 2/3-Mehrheit beschlossen werden, da viele Politiker der KPD und SPD an der Abgabe ihrer Stimme von der SA gehindert wurden.