Ursachen des Scheiterns der Weimarer Republik
Schauen wir nochmal auf das Ende der Weimarer Republik. Dass sie scheiterte hatte verschiedene Gründe. Um alles besser nachvollziehen zu können, haben wir diese in drei Kategorien aufgeteilt: Politische, soziokulturelle und ökonomische Gründe.
Politische Gründe des Scheiterns
- Schwierige Ausgangsbedingung für die Weimarer Republik: Mangelnde politische Erfahrung der Bevölkerung und der Politiker sowie der Versailler Vertrag und seine Auswirkungen schadeten der noch jungen Republik. Dies erschwerte bereits zu Beginn den Aufbau einer erfolgreichen Republik.
- Probleme der Verfassung: Wie bereits zuvor erwähnt, war die übermächtige Stellung des Reichspräsidenten kritisch für die junge Demokratie. Außerdem war Hindenburg später sehr alt und leicht beeinflussbar. Ein weiteres Problem war die fehlende 5%-Hürde. Kleine Splitterparteien konnten in den Reichstag einziehen und machten dadurch eine praktische Gesetzgebung extrem schwer. Zudem fehlte in vielen Parteien ein Basiskonsens sowie Kompromissfähigkeit bei politischen Entscheidungen. Durch all diese angeführten Probleme wurde eine effektive Regierungsbildung und -gestaltung sehr gestört. Gegen Ende versuchten Präsidialregime, die Krisen mit autoritären Mitteln zu lösen und hatten keinen Rückhalt in der Bevölkerung.
- Ablehnung und Bekämpfung der Republik durch Rechte und das Militär: Teile der Bevölkerung (politische Rechte und Freikorps, später auch SA) verweigerten die Zusammenarbeit mit den demokratischen Kräften und bekämpften die neue Ordnung. Auch ein Teil des Militärs bekämpfte die demokratische Ordnung. Gegipfelt ist diese Ablehnung in der Demagogie (= politische Hetze) und dem Terror der NSDAP, der von Polizei und Justiz kaum bekämpft wurde.
Soziokulturelle Gründe des Scheiterns
- Schwierige Ausgangsbedingung für die Weimarer Republik:
- Es herrschte eine große Eliten- und Ämterkontinuität vom Kaiserreich zur Weimarer Republik, vor allem in den Bereichen Schule, Justiz und Verwaltung. Dadurch waren viele Anhänger des alten Systems sowie rechte Kräfte in führenden Positionen. Beide lehnte die Demokratie ab.
- Nichtverarbeitung der Kriegsniederlage: Bei Manchen blieben die Großmachtfantasien bestehen und die Dolchstoßlegende wurde von Teilen der Bevölkerung geglaubt.
- Starke gesellschaftliche Fragmentierung: Befürworter des Kaiserreichs blieben erhalten, die Arbeiterbewegung spaltete sich (Revolution 1918/19), Teile der Bevölkerung unterstützten die Republik nicht.
- Gesellschaftliche Haltung:
- Antisemitische Traditionen
- Antidemokratisches Denken in allen Bevölkerungsschichten
- Soziopolitische Schwierigkeiten:
- Massenmedien in der Hand antidemokratischer Eliten
- Rascher Zerfall der bürgerlich-liberalen Mittelparteien (DDP und DVP)
- Politikverdrossenheit der Bürger
- Wirkung Hitlers und der NSDAP: unbelastete, neue Partei mit charismatischem Führer
Ökonomische Gründe des Scheiterns
- Die Belastung durch die ökonomischen Folgen des Ersten Weltkrieges: Kosten zum Beispiel für den Wiederaufbau oder auch Reparationszahlungen an die Siegermächte. Weitere Kriegsfolgekosten kamen beispielsweise durch die Versorgung der Invaliden zustande. Viele Soldaten kamen verwundet und arbeitsunfähig zurück, sodass sie und ihre Familien auf (finanzielle) Hilfen angewiesen waren.
- Inflation: Wie schon im Kapitel zur Weimarer Republik erklärt, hatte die Weimarer Republik mit einer Hyperinflation zu kämpfen, die Wirtschaft und Gesellschaft stark belastete. Seit 1924 machte sich die schlechte Wirtschaftslage auch im Leben der Arbeiter bemerkbar: Es herrschte eine relativ hohe Dauerarbeitslosigkeit und ökonomische Unsicherheit der Bevölkerung.
- All diese Probleme führten 1929 zur Weltwirtschaftskrise und Massenarbeitslosigkeit.
- Ökonomisch problematische Deflationspolitik: Um der wirtschaftlichen Krise entgegenzuwirken betrieb die Republik eine rigorose Deflationspolitik, die die Lage aber verschlimmerte.
- Infolgedessen verelendete ein Großteil der deutschen Bevölkerung.