Während der Herrschaft des NS-Regimes wurden viele Bevölkerungsgruppen aufgrund rassenideologischer Ansichten verfolgt und ermordet. Als Holocaust bezeichnet man dabei die systematische Verfolgung, Gettoisierung und Massenvernichtung der Juden in Deutschland und Europa. Auch Sinti und Roma, Homosexuelle, Behinderte und politisch anders Gesinnte wurden verfolgt und ermordet.
Schauen wir uns zunächst die Judenverfolgung an. Die Gründe und dahinterstehende Ideologie haben wir uns bereits genug angesehen. Doch wie genau diese umgesetzt wurde, erklären wir jetzt. Einen Überblick über die Ausgrenzung und Vernichtung der deutschen und europäischen Juden bietet die folgende Zeitleiste.
Judenverfolgung im dritten Reich:
1. April 1933 | Boykott jüdischer Geschäfte, Ärzte und Rechtsanwälte
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7. April 1933 | Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums
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15. September 1935 | Nürnberger Gesetze |
März 1936 | Jüdische Ärzte werden aus öffentlichen Krankenhäusern verbannt |
Juni 1938 | Juden werden aus Handel, Gewerbe, Rechtswesen und Krankenpflege ausgeschlossen |
1939 | Juden wurden gezwungen, einen jüdischen Vornamen anzunehmen Beginn des Euthanasieprogramms |
1940 | In den besetzten Gebieten werden Ghettos errichtet erste Massenerschießungen |
1941 | Zwang zum Tragen des Judensterns |
1942 | Wannseekonferenz
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1943 | Zerschlagung des Warschauer Ghettos |
In dieser Zeitleiste sind jetzt schon einige Begriffe aufgetaucht, die wir dir noch erklären wollen.
Schauen wir uns zunächst das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ an. Auch als „Arierparagraph“ bezeichnet, sorgte es dafür, dass alle Beamten, die „nicht-arischer Abstammung“ waren, in den Ruhestand versetzt wurden. Das Gesetz dient zur Ausgrenzung der Juden und zur Gleichschaltung des öffentlichen Dienstes. So konnten Gegner des NS-Regimes entlassen werden. Nahezu sämtliche Organisationen, Verbände und berufsständische Vereinigungen übernahmen auf Druck der NSDAP diesen „Arierparagraphen“. Vorerst ausgenommen waren jüdische Frontkämpfer des Ersten Weltkrieges, diese Ausnahme entfiel aber später mit den Nürnberger Gesetzen.
Die Nürnberger Gesetze bestanden aus verschiedenen einzelnen Gesetzen. Zwei davon möchten wir dir genauer erklären.
Die Nürnberger Gesetze stempelten die jüdischen Mitbürger zu Menschen zweiter Klasse mit minderen Rechten ab. Sie wurden damit zu Staatsangehörigen des Deutschen Reiches ohne politische Rechte. Auch das Hissen der Hakenkreuzfahne zum Beispiel war Juden ab sofort verboten. Nicht-Jüdische Bürger mussten einen Abstammungsnachweis, den „Ariernachweis“, führen. Mit Inkrafttreten der Gesetze war die rechtliche Grundlage zur Verfolgung der Juden in Deutschland geschaffen. Antisemitismus wurde legalisiert und angeordnet.
Ein weiteres einschneidendes Ereignis: Die Reichspogromnacht. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden in ganz Deutschland Gebäude zerstört, Synagogen angezündet und Juden angegriffen. Beteiligt waren Angehörige der SA und der SS, aber auch Teile der Zivilbevölkerung stiegen mit ein. Mehr als die Hälfte aller Synagogen in Deutschland und Österreich wurden beschädigt oder zerstört. Die Weisung zum Pogrom (= Ausschreitung gegen religiöse oder ethnische Minderheit) war von der NSDAP in München ausgegangen. Als Vorwand für die Aktion diente die Ermordung des Legationssekretärs Ernst von Rath durch den 17-jährigen Juden Herschel G., der auf die Ermordung der Juden aufmerksam machen wollte.
In der Nacht wurden außerdem viele Schaufenster zertrümmert und Läden von Juden geplündert. Die größten Teile der Bevölkerung reagierten eher mit reserviertem Schweigen auf die Ereignisse, das NS-Regime bezeichnete die Nacht als „berechtigte und verständliche Empörung des deutschen Volkes“.
Ein weiterer Begriff in der Zeitleiste war die Wannseekonferenz. Auf dieser Konferenz trafen sich am 20.01.1942 Repräsentanten des Dritten Reichs und der SS, um über die „Endlösung der Judenfrage“ zu diskutieren. Damit war die Deportation und systematische Tötung aller in Europa lebenden Juden gemeint.
Vertretene Organisationen wurden in die Planung und technisch-organisatorische Umsetzung des Völkermordes eingebunden. Der zeitliche Ablauf für die Massentötungen wurde festgelegt und die Zusammenarbeit geplant. Sehr perfide ist dabei die Wortwahl der Konferenzbeschlüsse. So war damals die Rede von „Evakuierungen“, „Endlösung“, „Arbeitseinsatz“ und „natürliche Verminderung“, während es in Wahrheit um Deportationen, vollständige Vernichtung von Bevölkerungsgruppen, Massenmord und Zwangsarbeit ging. Somit wurden die wahren Geschehnisse verharmlost und verschleiert. Ab 1942 fand ein planmäßiger Massenmord in den Vernichtungslagern statt, der am Ende 6 Millionen Menschen das Leben kostete.
Eine weitere Zielgruppe solcher Diskriminierungen, Verfolgung und Morden waren die Sinti und Roma, abfällig auch als „Zigeuner“ bezeichnet. Alle Maßnahmen, die gegen die Juden ergriffen wurden, wurden auch auf die Sinti und Roma übertragen, um diese aus dem Alltagsleben systematisch auszuschließen und zu vernichten.
Der Nationalsozialismus samt Machtergreifung, Ideologie, Außenpolitik und Holocaust ist neben der Weimarer Republik das zweite Thema, das oft umfassen abgefragt wird. Auch hier solltest du aus allen Aspekten des Themas die Fakten kennen. Hier wird auch noch mehr Kontext-Denken gefordert: Die Bewertung von Politiker-Aussagen und die Zusammenhänge mit der BRD und der Weimarer Republik stehen im Mittelpunkt. Aber auch die Begriffe der nationalsozialistischen Ideologie solltest du kennen. Hier kannst du nur Punkten, wenn du dein Faktenwissen richtig einordnen kannst.