Bevor wir weiter in der deutschen Geschichte voranschreiten, müssen wir noch einmal auf den internationalen Kontext schauen. Wir haben schon gesagt, dass die Vorkommnisse im Osten, die Revolution in der DDR begünstigten. Schauen wir uns also an, was seit dem Amtseintritt Michail Gorbatschows in der Sowjetunion passiert war.
Dabei sind vor allem zwei Begriffe wichtig, die komplizierter klingen, als sie sind: Glasnost und Perestroika (manchmal auch Perestrojka). Perestroika bedeutet dabei nichts anderes als „Umbau (Umgestaltung) und Glasnost heißt „Transparenz“ (Offenheit). Die Begriffe wurden als politische Leitlinien Gorbatschows bekannt. Doch von vorne.
Am 11. März 1985 wurde Michail Gorbatschow zum Generalsekretär der UdSSR gewählt. Er unterschied sich stark zu seinen Vorgängern. Im Vergleich zu den vorherigen Generalsekretären war er relativ jung und hielt nichts von den verkrusteten Strukturen des kommunistischen Staates.
Er kritisierte die Politik seiner Vorgänger, die Korruption innerhalb des Systems und die fehlende Diskussion. Er wollte freie Wahlen und Parteien zulassen, ganz nach dem Motto „Umbau und Transparenz“. Erinnere dich kurz an die Breschnew-Doktrin: Die Sowjetunion nahm sich das Recht heraus in die sozialistischen Staaten einzugreifen, wenn dort der Sozialismus gefährdet sei. Gorbatschow rückte davon ab und wollte sein Land umfangreich reformieren. Diese Reformen fanden auf vielen Ebenen statt und ebneten letztendlich den Weg zur Demokratisierung des Landes.
Jeder Staat im Ostblock durfte nun seinen „eigenen Weg zum Sozialismus“ gestalten. Gorbatschow strebte freie und geheime Wahlen an, wollte den Rechtsstaat ausbauen, das Wettrüsten beenden und die Entspannungspolitik vorantreiben, Presse- und Meinungsfreiheit fördern und auch die Wirtschaft reformieren. Viele andere Ostblockstaaten folgten diesem Beispiel und strebten verschiedene Reformen in ihrem Land an. Lediglich die DDR wehrte sich vor solchen Neuerungen. Und wenn du dich zurückerinnerst, war die Reformunwilligkeit der SED-Regierung einer der Gründe für die Proteste in der DDR, die später zur Revolution führte.