Ab dem Nierenkelch, wenn der Harn aus dem Nephron ins Nierenbecken fließt, beginnen die ableitenden Harnwege. Das Nierenbecken verengt sich nach unten hin und mündet in die Harnleiter, die etwa 30 cm lang sind und ebenfalls retroperitoneal liegen. Diese münden schließlich in die Harnblase (Vesica urinaria), wobei die dortige Eintrittsstelle wie ein Rückstoßventil fungiert. Funktioniert dieses Ventil nicht richtig oder nur unzureichend, kann Urin aus der Harnblase wieder zurück in die Harnleiter fließen. Dieser Reflux (Rückfluss) kann dann zu häufigen Nierenentzündungen führen. Der Harnleiter hat drei natürliche Engstellen (Austrittsstelle am Nierenbecken, Kreuzung mit den Blutgefäßen und Eintrittsstelle an der Harnblase), an denen sich Nierensteine (Konkremente) ablagern können. Diese können dann zu Stauungen innerhalb der Harnleiter führen und Nierenkoliken auslösen.
Die Harnblase (Vesica urinaria) liegt im kleinen Becken, direkt hinter dem Schambein und ist sehr dehnbar. Nach dorsal grenzt sie an den Enddarm bzw. an die Vagina bei der Frau. Die Blasenwand ist aus mehreren Schichten glatter Muskulatur (M. detrusor) aufgebaut. Die Schleimhaut hingegen wird durch ein Epithel gebildet, das im leeren Zustand in Falten liegt. Am unteren Ende der Blase schließt sich die Harnröhre an. Hier sitzen der innere und der äußere Schließmuskel (M. sphincter vesicae internus und externus). Der äußere Schließmuskel ist willentlich kontrollierbar und besteht aus quergestreifter Muskulatur.
Die Harnblase fasst etwa 500 bis 700 mL Urin, aber schon viel früher, ab etwa 150 bis 250 mL, setzt der Drang zur Blasenentleerung (Miktion) ein. Die Blasenentleerung wird willkürlich ausgelöst, läuft dann aber reflexartig ab. So entspannt sich der innere Schließmuskel, während sich die Bauch- und Beckenmuskulatur anspannen und die Blase entleeren. Der Reflex zur Blasenentleerung wird im Gehirn vom Miktionszentrum kontrolliert (Abb.). Dieser Reflex ist etwa ab dem 3. Lebensjahr willentlich steuerbar, weshalb Kleinkinder auch erst ab diesen Zeitpunkt „trocken“ werden können (Harnkontinenz).