Zurück zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Schauen wir uns an, wo wir kurz vor dem Beginn dieses Krieges standen: In Europa herrschte eifriges Wettrüsten und jeder Staat wollte seine Macht ausweiten. Der Balkan war ein Krisenherd, auf dem viele Konflikte ausgetragen wurden. Frankreich, Russland und Großbritannien schlossen sich in der Triple Entente 1907 („Dreifache Absprache“) zusammen und kreisten Deutschland damit ein. Hinzu kam das Bündnis zwischen Großbritannien und Japan 1902 und die Entente cordiale zwischen Großbritannien und Frankreich im Jahr 1904.
Alle diese Verträge waren ohne das Deutsche Reich zustande gekommen, welches 1914 nur noch mit Österreich und Italien im Dreibund verbunden war. Deutschland fühlte sich eingekreist und bedroht, hatte sich aber maßgeblich durch die Politik Wilhelm II. isoliert und hatte einen Ruf als arroganter Störenfried.
Ein Zitat von Kurt Riezler (deutscher Politiker) 1914 brachte die Situation ziemlich genau auf den Punkt: „Gleichzeitig Türkenpolitik gegen Russland, Marokko gegen Frankreich, Flotte gegen England, alle reizen und sich allen in den Weg stellen und dabei keinen wirklich schwächen.“
Jetzt lernen wir noch den Erzherzog Franz Ferdinand, Thronfolger Österreich-Ungarns, und seine Frau Sophie Chotek kennen. Das Paar reiste im Juni 1914 nach Bosnien, um Streitkräfte zu besuchen. Sie kamen in die Hauptstadt Sarajevo, wo ein Mitglied der serbisch-nationalistischen Bewegung „Mlada Bosna“ auf sie wartete. Gavrilo Princip ermordete am 28. Juni 1914 das Paar bei ihrem Besuch, um ein Zeichen gegen die österreichisch-ungarische Besatzung zu setzen. Das Attentat löste die Julikrise aus, die schließlich zum Ersten Weltkrieg führte.