Das Attentat hatte weltweit Bestürzung ausgelöst. In Österreich-Ungarn wurden Stimmen laut, militärisch gegen Serbien vorzugehen. Wie bereits angekündigt kommt hier noch einmal der Balkan ins Spiel. Österreich und Serbien standen sich nämlich schon vorher gegenüber: Beide hatten Interesse an Bosnien. Österreich wollte die Gebiete Bosniens, um zu expandieren. Serbien wiederum hatte Interesse an dem Staat, um ein großes slawisches Reich im Sinne des Panslawismus zu gründen. Somit bahnte sich ein Konflikt zwischen den beiden Mächten schon auf zwei Ebenen an.
Auch die Bündnissysteme spielten hier wieder eine Rolle: Russland unterstützte Serbien. Großbritannien und Frankreich waren durch die Entente auch an Russland gebunden. Deutschland wiederum stellte sich auf die Seite Österreich-Ungarns (Dreibund). Sollte Österreich-Ungarn nun Serbien angreifen, sind sofort alle europäischen Großmächte involviert.
Als Julikrise wird die Zeit im Juli 1914 bezeichnet, in der sich die Konflikte der europäischen Großmächte und Serbien, als Folge des Attentats von Sarajevo, zuspitzten und schließlich zum Ersten Weltkrieg führten. Wichtige Daten dieser Zeit (und des Monats danach) waren:
Zeit | Ereignis |
28. Juni | Ermordung von Erzherzog Franz Ferdinand in Sarajewo |
5./6. Juli | Der deutsche „Blankoscheck“ für Österreich |
23. Juli | Österreichisches Ultimatum an Serbien: Die Forderungen bezogen sich vor allem auf die Aufklärung des Attentats und die Verfolgung der Hintermänner. Österreich stellte bewusst Forderungen, die von Serbien nicht erfüllt werden konnten. So konnte später behauptet werden, Serbien sei am Kriegsausbruch Schuld |
25. Juli | Serbische Antwort auf das Ultimatum: Serbien reagierte kurze Zeit vor Ablauf des Ultimatums und akzeptierte zur Überraschung Österreichs fast alle Bedingungen. Lediglich die Ermittlungen österreichischer Beamter auf serbischem Hoheitsgebiet wurden abgelehnt. Doch Österreich hatte kein Interesse an einer diplomatischen Lösung |
28. Juli | Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien |
31. Juli | Russische Generalmobilmachung |
31. Juli | Deutsche Ultimaten an Frankreich und Russland |
1. August | Deutsche Generalmobilmachung und Kriegserklärung an Russland |
2. August | Deutsches Ultimatum an Belgien und Besetzung Luxemburgs: Deutschland forderte vom neutralen Belgien, deutsche Truppen durch das Land wandern zu lassen. Belgien lehnte dies allerdings ab, sodass Deutschland zwei Tage später einmarschierte. |
3. August | Deutsche Kriegserklärung an Frankreich |
4. August | Deutscher Einmarsch in Belgien |
4. August | Kriegserklärung Großbritanniens an Deutschland |
6. August | Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Russland |
8. August | Kriegserklärung Großbritanniens an Österreich-Ungarn |
Keinen Schreck, diese Daten musst du nicht auswendig können. Es soll dir nur zeigen, wie schnell die Konflikte eskaliert sind und in gewisser Weise aufeinander aufbauen. Such dir zwei oder drei Daten raus, die du dir gut merken kannst, um deine Argumentation im Abitur zu untermauern. Hilfreich sind da sicherlich der 28. Juni mit Ermordung von Erzherzog Franz Ferdinand, sowie die Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien am 28. Juli (genau ein Monat nach der Ermordung). Im Laufe des Monats spitzte sich die Lage zu und bis Anfang August waren alle Kriegserklärungen ausgesprochen.
Einen Begriff aus der Liste müssen wir noch erklären: Der deutsche Blankoscheck. In einem Telegramm sicherte Wilhelm II Österreich-Ungarn volle Unterstützung bei einem Angriff gegen Serbien zu. Damit gab Deutschland Österreich freie Hand im Vorgehen. Dieser Schritt wurde später unter Historikern stark diskutiert.
Ursachen des 1. Weltkrieges:
Beim Ersten Weltkrieg liegt in vielen Abituraufgaben der Fokus auf Ausbruch des Krieges und der Diskussion der Kriegsschuld – der eigentliche Verlauf wird meist nicht abgefragt. Lerne deshalb die Ereignisse im Vorfeld des Krieges, wie z.B. die Julikrise, und beschäftige dich mit der Kriegsschulddiskussion. Damit lassen sich leicht Punkte sichern.