Die Novemberrevolution - Drei unterschiedliche Gruppen
Drei Gruppen: Alte Eliten, MSPD und USPD
Während der Novemberrevolution gab es drei wichtige Interessensgruppen, die jeweils mit einem wichtigen Namen verbunden sind:
- Zunächst gab es die alten Eliten, die den Erfolg einer Revolution vermeiden und die alte Ordnung so weit wie möglich aufrechterhalten wollten. Wichtigster Vertreter der Eliten war Prinz Max von Baden. Dieser war während des ersten Weltkrieges kurzfristig zum Reichskanzler berufen worden, um den gegnerischen Mächten einen vermeintlich glaubwürdigen Regierungschef präsentieren zu können. Die alten Eliten lehnten eine Revolution ab – sie wollten die alte Ordnung, also die Monarchie retten.
Allerdings sahen sie ein, dass die Revolution wohl kaum zu stoppen war. Deshalb unterstützte von Baden bald schon Philipp Scheidemann und die Mehrheitssozialdemokratische Partei Deutschlands (MSPD). Er hoffte dadurch die revolutionären Energien in die Bahnen einer legalen Wahl zu lenken, um so die Monarchie letztendlich doch noch zu retten. Das Volk sollte sich durch eine verfassungsgebende Nationalversammlung eine eigene Staatsform geben.
- Die MSPD hatte sich ihren Namen 1917 gegeben, um sich deutlich von der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei (USPD) abzugrenzen. Die MSPD ist nicht nur mit dem Namen Philipp Scheidemann verbunden, was wir dir später noch erklären werden, sondern vor allem auch mit Friedrich Ebert. Er war Vorsitzender der MSPD und wurde später zum ersten Reichspräsident der Weimarer Republik gewählt. In Ebert sah von Baden noch die letzte Hoffnung für die Erhaltung der Monarchie – vergebens, wie sich später zeigen sollte.
Die MSPD hatte den Kriegseinsatz Deutschlands unterstützt (USPD nicht). Sie strebte eine Deutsche Republik an, eine parlamentarische Demokratie und Gleichberechtigung aller Klassen. Sie forderten eine Zusammenarbeit aller sozialistischen Regierungen und Parteien bis zur Bildung einer Versammlung. Sie wollten mit dem Militär zusammenarbeiten, um nach dem Krieg eine hohe Sicherheit und Ordnung zu gewährleisten und Gewalt zu vermeiden.
- Die USPD und Karl Liebknecht hingegen befürworteten den Einsatz von Gewalt als legitimes Mittel. Sie forderten ihre Anhänger zu Meutereien, Massenstreiks und Aufständen auf. Ihr Ziel war eine klassenlose Gesellschaft, eine Weltrevolution des Proletariats (= Arbeiterklasse) und für Deutschland ein Rätemodell (= Herrschaft wird von direkt gewählten Räten ausgeübt). Sie duldeten keine anderen Parteien und orientierten sich an Bewegungen in Russland. Max von Baden und die Eliten fürchteten sich vor den Plänen der USPD, vor allem vor dem sogenannten Bolschewismus (= eine Ideologie mit sozialistischen, kommunistischen und marxistischen Grundsätzen). Es galt also, eine derart gewalttätige und weitreichende Revolution nach russischem Vorbild zu vermeiden.