Wie es zur Novemberrevolution kam und welche Interessen hier vertreten wurden, haben wir oben bereits erklärt. Doch wie ist die Revolution verlaufen und zu welchem Ergebnis hat sie geführt?
Diese Fragen wollen wir dir in diesem Kapitel beantworten. Am einfachsten lassen sich diese Fragen beantworten, wenn man sich den zeitlichen Ablauf der Revolution anschaut. Zunächst kurz zusammengefasst, was bisher im Jahr 1918 schon passiert ist:
3. Oktober | Waffenstillstandsangebot der deutschen Regierung an die USA; Prinz Max von Baden wird Reichskanzler |
28. Oktober | Oktoberreform (Verfassungsänderung):
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3 & 4. November | Beginn der Novemberrevolution:
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4. November | Generalstreik in ganz Deutschland |
9. November | Revolution erreicht Berlin, Menschen fordern sofortige Beendigung des Krieges |
Um die Monarchie irgendwie zu retten, ist Max von Baden bereit, den Kaiser „zu opfern“. Er gibt eigenständig und ohne Absprache mit dem Kaiser dessen Abdankung bekannt und macht so den Weg frei zur doppelten Republikausrufung. Der 9.11.1918 ist deshalb ein Datum, das du auf jeden Fall kennen solltest. Karl Liebknecht, ein Anführer des Spartakusbundes (= Vereinigung marxistischer Sozialisten in Deutschland), und Philipp Scheidemann, Politiker der MSPD, riefen am selben Tag in Deutschland die Republik aus. Liebknecht allerdings zwei Stunden nach Scheidemann. Spätestens hier wurde die Spaltung der SPD und auch der revolutionären Bewegung in Gemäßigte (MSPD) und Radikale (USPD, Spartakusbund) deutlich.
Zunächst konnte die MSPD die USPD überreden, in eine gemeinsame Regierung, den Rat der Volksbeauftragten, einzutreten. Dieser sollte aber nach etwa einem Monat schon wieder auseinanderbrechen.
9. November | Reichskanzler gibt Abdankung des Kaiser Wilhelm II bekannt;
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10. November | MSPD und USPD bilden „Rat der Volksbeauftragten“ (RdV); OHL und RdV arbeiten zusammen; Bildung der neuen Regierung |
Noch im November schloss Deutschland einen Waffenstillstand mit den Alliierten. Innerhalb von Deutschland hatten die Arbeitgeberverbände und Unternehmer Angst vor der Revolution der Arbeiter. Denn wäre diese erfolgreich gewesen, hätte ihnen im schlimmsten Fall eine Enteignung bevorgestanden – sie hätten ihre Privilegien und ihren Besitz verloren. Kurz nach dem Ausbruch der Revolution schlossen sie deshalb das Stinnes-Legien-Abkommen mit den Gewerkschaften, um diese offiziell als Arbeitervertretungen anzuerkennen.
11. November | Waffenstillstand zwischen DR und Alliierten |
15. November | „Zentralarbeitsgemeinschafts-Abkommen“ (Stinnes-Legien- Abkommen)
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Einen Monat später wurden am 19.12.1919 auf dem Reichsrätekongress die Wahlen zur Nationalversammlung festgesetzt und die Mehrheit sprach sich für ein parlamentarisches System aus. Doch das neue Jahr brachte noch keine Ruhe nach Deutschland. In Berlin kam es nach der Entlassung des Polizeipräsidenten (Mitglied der USPD) zu Protesten und gewalttätigen Aufständen. Im Zuge dessen erklärte die USPD und der Spartakusbund den Rat der Volksbeauftragten als gescheitert und kündigte an, die Regierungsgeschäfte zu übernehmen. Sie wollten die angekündigte Wahl verhindern und eine Räterepublik errichten.
Der von USPD und KPD unterstützte und durch die äußerste Linke gebildete und bewaffnete Aufstand (= Spartakusaufstand) wurde von Regierungstruppen blutig niedergeschlagen. Dies war möglich, durch das Ebert-Groener-Abkommen, in welchem General Groener der provisorischen Regierung seine Loyalität und Unterstützung gegen bolschewistische Aufstände zusagte. Das sorgte vor allem für eine Stabilisierung der Regierung. Nach dem Aufstand wurden Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg (ebenfalls Anführerin des Spartakusbundes) verhaftet und von Freikorpssoldaten (= kein Militär) ermordet. Am 19. Januar 1919 kam es dann tatsächlich zu Wahlen zur Nationalversammlung. Die Weimarer Republik hatte eine legitime Regierung und Verfassung.
10.-20. Dezember | Waffenstillstand zwischen DR und Alliierten |
5. -12. Januar 1919 | „Spartakus – Aufstand“
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19. Januar 1919 | Wahlen zur Nationalversammlung Reichspräsident wird Friedrich Ebert, Reichskanzler Philipp Scheidemann, es bildet sich die Weimarer Koalition aus SPD (stärkste Partei), Zentrum und DDP mit einer 2/3-Mehrheit |
Hier siehst du noch einmal einen Überblick über die Zusammenhänge und den Verlauf vom Kaiserreich über Novemberrevolution zur Weimarer Republik. Einen Begriff der Grafik haben wir noch nicht erklärt: Der Ebert-Groener-Pakt (oder Bündnis). Damit vereinbarten Ebert als SPD-Vorsitzender und der General Wilhelm Groener (OHL), dass sie gemeinsam gegen linksradikale Gruppierung vorgehen. Auch wenn Ebert dadurch eher einen geordneten Übergang von der Monarchie zur Republik sichern wollte, führte das Abkommen dazu, dass der Spartakus-Aufstand niedergeschlagen wurde. Solche „Weimarer Kompromisse“ halfen den Gemäßigten dabei, eine weitreichende Revolution abzuwenden und ihren Weg durchzusetzen.