Diabetes
Die Niere kann auch an verschiedenen Diabeteserkrankungen beteiligt sein. Dies kann sich dann in einer vermehrten Urinausscheidung (Polyurie) bemerkbar machen.
Diabetes mellitus
Beim Diabetes mellitus ist der Blutzuckerspiegel aufgrund einer Dysfunktion der Bauchspeicheldrüse so hoch, dass mehr Glukose glomerulär filtriert wird als tubulär resorbiert werden kann. In diesem Fall ist die sogenannte Nierenschwelle erreicht und es wird Glukose im Harn ausgeschieden. Daher auch der Name Diabetes mellitus für „honigsüßer Durchfluss“. Da Glukose osmotisch aktiv ist, führt die tubuläre Glukosekonzentration zur vermehrten Wasserretention im Tubulussystem und daher zur vermehrten Wasserausscheidung (osmotische Diurese).
Diabetes insipidus
Beim Diabetes insipidus (auch Diabetes spurius oder im Volksmund Wasserruhr genannt) liegt keine Störung im Blutzuckerhaushalt vor und es wird auch keine Glukose im Urin ausgeschieden. Hier besteht der Urin zum Großteil aus Wasser. Die Bezeichnung Diabetes insipidus bedeutet daher auch so viel wie „geschmackloser Durchfluss“. Zugrunde liegt hier eine Störung im ADH-System. Dabei wird entweder zu wenig oder gar kein ADH (antidiuretisches Hormon) gebildet oder das ADH kann nicht an die Rezeptoren binden. Die Wasserresorption ist daher gestört und es werden täglich mehr als 10 L Urin ausgeschieden, auch wenn man starken Durst verspürt. Der Diabetes inspidus kann vererbbar sein, wenn eine Mutation im ADH-Gen vorliegt, kann aber auch durch eine Störung im Gehirn auftreten. Solche Störungen können Tumoren in der entsprechenden Hirnregion sein (Hypothalamus, Hypophyse) oder durch einen unfallbedingten Hypophysenabriss entstehen. Dies ist etwa bei einem Schädelbasisbruch möglich.