Heinrich Kramer, den Mia als maßgeblichen Verantwortlichen für den Suizid ihrers Bruders ansieht, da er durch medialen Verruf den öffentlichen Druck auf Moritz immer größer werden ließ, besucht sie in ihrer Wohnung. Im Gespräch wird deutlich, dass Kramer weiß, dass Mia ihrem Bruder die Angelschnur zum Selbstmord beschafft hat.
In diesem Kapitel wird Kramer einerseits als Begründer der Ideen der METHODE klassifiziert, da die Grundideen dieser Staatsideologie aus seinem Standardwerk stammen. Zudem wird er als strategischer, mächtiger und geschickter Mann charakterisiert, der jede seiner Handlungen bewusst ausführt, so z.B. das Ablegen der Handschuhe (und damit das vermeintliche Eingehen eines Infektionsrisikos), um Vertrautheit mit Mia herzustellen.
Hier werden die Hintergründe rund um die Verhaftung Moritz Holls beleuchtet, der eine Frau namens Sibylle zunächst vergewaltigt und anschließend getötet haben soll. Als Beweis dafür werden DNA-Spuren herangezogen, welche am Körper der Ermordeten gefunden wurden und auf Moritz hindeuten. Laut Moritz´ (und Mias) Sicht war Sibylle allerdings bereits tot, als Moritz am Treffpunkt des Blinddates eintraf. Aufgrund der angeblich eindeutigen Beweise wird Moritz trotz seiner Unschuldsbeteuerungen verurteilt, seine Auflehnung gegen das Urteil und die Anklage der „Verblendung“ gegen den Staat und das Gericht sorgen jedoch für mediale Aufmerksamkeit und einen Skandal, in dem Kramer eine absolut linientreue Haltung vertreten und damit Moritz Selbstmordgedanken initiiert hat.
Auch Mia litt unter diesem Skandal und Moritz` Inhaftierung, sodass sie körperliche Folgen zeigte – ein Verbrechen im Staat der METHODE. Daher greift sie auf Tricks zurück, um auffällige Messwerte zu vertuschen.
Hier zeigt sich die Absurdität der METHODE: Anstatt Menschen, denen es schlecht geht, zu helfen, werden sie dazu gezwungen, körperliche Intaktheit vorzutäuschen – die Inanspruchnahme von Hilfe scheint keine Option zu sein.
Kramer erläutert und erklärt im Gespräch mit Mia die METHODE, welche allgemeine und individuelle Gesundheit als grundlegendes Staatsprinzip etabliert. Während Mia mit dem idealen Geliebten einig ist, dass Kramers Ausführungen trotz aller Logik falsch seien, da Moritz unschuldig gewesen sei, verweist Kramer darauf, dass er Mias Zwiespalt zwar versteht, rät ihr aber, nicht nach der Lösung für diesen zu suchen, sondern die Gegebenheiten zu akzeptieren und zwar um ihren Bruder zu trauern, aber auch ihren Gesundheitszustand wieder in Ordnung zu bringen. Im Zuge dessen versucht er auch, die Inhaftierung ihres Bruders als kausale Konsequenz nach gesundem Menschenverstand zu verdeutlichen. Weiterhin möchte Kramer sie für ein Interview in seiner Zeitschrift gewinnen, um die Unfehlbarkeit des Systems selbst im Falle einer zwiespältigen Person wie Mia beispielhaft zu illustrieren.
Hier zeigt sich der Versuch Kramers, eine potentielle Staatsgefährdung im Vorhinein zu verhindern.
Nun folgt eine weitere Rückblende, in welcher Mia ihren Bruder Moritz im Gefängnis besucht. Er vermacht ihr seine imaginierte ideale Geliebte, die er sich in der Zeit der Haft als Gesprächspartnerin erdacht hat, während Mia ihm eine durchsichtige Angelschnur durch die Löcher im Plexiglas steckt, mit der er sich später das Leben nimmt.
Auch wenn Mia zunächst unsicher wirkt, ob ihre Vorstellungskraft für die Imagination der idealen Geliebten reicht, spielt diese ab diesem Zeitpunkt als „Stimme in Moritz Sinne“ eine zentrale Rolle bei Mias Entwicklung hin zur Staatsfeindin.
Mia betrauert mit der idealen Geliebten den Tod ihres Bruders und zweifelt an ihrem eigenen Lebenssinn, während sie dennoch versucht, Kramers Ansicht als vernünftig zu verteidigen und nach außen ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen.
Diese Verteidigung Kramers zeigt Mias inneren Zwiespalt zwischen Vernunft und Gefühl.