Die ideale Geliebte spricht Mia ein weiteres Mal auf ihre Unentschlossenheit bezüglich ihres Bruders an und fordert eine klare Positionierung pro Moritz. Innerhalb dieses Gesprächs macht sie deutlich, dass die Anklage Kramers gegen die Methodenfeinde eigentlich Mia direkt gelte und dass sie als Außenseiterin (es wird die Metapher Hexe verwendet) großer Gefahr laufe, dass an ihr ein Exempel statuiert werde, durch welches sich das Unrechtssystem, welches die METHODE aufgebaut habe, wieder festigen könne. Gleichzeitig verdeutlicht die ideale Geliebte, dass das Problem der METHODE sei, dass sie Gesundheit als das Normale, das Gewöhnliche, betrachte, aber eben nicht nur als das, sondern auch als das „Erwünschte“ und als „erstrebenswerter Standard“. Ein Mensch, der sich nicht gewöhnlich und normal verhält, sondern individuell, laufe dementsprechend Gefahr, als unnormal und krank zu gelten, was ja wiederum ein Verbrechen innerhalb dieser Gesellschaft sei. Daher sei Moritz ein Verbrecher gewesen. Mia müsse sich nun entscheiden, ob sie Opfer oder Täter sein wolle, wobei sie beide Optionen als unerfreulich bezeichnet.
Durch den Vergleich mit einer Hexe erfolgt in diesem Kapitel auch ein Bezug zu den Hexenprozessen des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Aus dieser ganzen Metaphorik lässt sich ableiten, dass Mia ohnehin in einer gefährlichen Situation lebt, da sie als Außenseiterin keine klare Position habe und somit auch keine klaren Unterstützer. Damit sei es durchaus sinnvoller, sich klar zu positionieren, da der Schaden nicht größer werden könne.
Erneut finden sich Mia und Moritz in diesem Rückblick in der „Kathedrale“, ihrem Rückzugsort in der Natur, wieder und reden über die Diskrepanz zwischen dem Anpassen an die gesellschaftliche Kollektivität und dem Ausleben der eigenen Individualität, als plötzlich drei Polizisten aus dem Gebüsch treten und Moritz wegen der Vergewaltigung und Ermordung Sibylle Meilers verhaften.
Auf Metaebene wird hier der Diskurs zwischen der idealen Geliebten und Mia aufgegriffen: Mia steht am Ende des vorherigen Kapitels vor der Entscheidung, sich als Täter oder Opfer zu positionieren und damit klar Stellung zu beziehen, wobei sie gerade diese klare Positionierung ablehnt. Dies trifft so auch auf Moritz zu, der am Anfang dieses Kapitels beide Optionen ablehnt – die Geschwister sind sich hier also einig. Auch die klare Positionierung in seiner Meinung zum System lehnt er ab, denn ihm gehe es um Freiheit, deshalb könne er auch kein Mitglied bei R.A.K. werden. Er wolle nicht in den Widerstand gehen, sich aber auch nicht an die Regeln halten. Das erscheint Mia unschlüssig. Bevor jedoch das Gespräch weiter vertieft wird, unterbrechen Polizisten die Situation, sodass der Leser weiter auf Mias Positionierung warten muss.
Bereits in diesem Kapitel gibt es eine Andeutung auf die Annäherung Mias an Moritz´ Denkweise: Sie bricht ebenfalls die Regeln, indem sie ihre nackten Füße in das angeblich kontaminierte Wasser hält.
Im Andenken an Moritz sitzt Mia nun rauchend und die Füße in den Fluss haltend wieder in der „Kathedrale“, als sie plötzlich von drei Polizisten wegen „methodenfeindiche[r] Umtriebe sowie der Führung einer methodenfeindlichen Vereinigung“ verhaftet wird.
Dieser Gang zur Kathedrale stellt für Mia einen Kreuzweg dar, auf dem ihr die ausweglose und herausfordernde Situation immer wieder vor Augen geführt wird.
Mia wird der Prozess gemacht. Sie lässt bei ihrer Befragung anklingen, dass sie das System nicht für unfehlbar hält, bezeichnet sich aber aufgrund ihrer Vernunft nach wie vor als „Anhängerin der METHODE“.
Der erste Teil des Prozesses zeigt, wie antidemokratisch und verfassungswidrig das System arbeitet: Mia als Angeklagte wird in ihrem Prozess quasi ständig erniedrigt (sie muss in Papierkleidung auftreten, wird immer wieder mit Desinfektionsmittel besprüht), ihre Aussagen werden bewusst umgedeutet (Sie sagt aus, dass sie in der Sperrzone mit niemandem verabredet gewesen sei, was der Staatsanwalt so deutet, dass ihre Kontaktperson den Codenomen „Niemand“ trägt), der Antrag Rosentreters, es müsse zuerst der Härtefallantrag bearbeitet werden, bevor die aktuelle Anklage durchgeführt werden könne, wird schnell vom Tisch geräumt, indem der Härtefallantrag abgelehnt wird, zudem führen die Äußerungen Mias zu einer „Gesinnungsprüfung“, also einem absolut unjuristischen Verfahren.
Mias Antworten während der Gesinnungsprüfung zeigen ihre Überlegenheit gegenüber ihren Anklägern: Ihre bewusst philosophisch-doppeldeutigen Äußerungen sind so gewählt, dass sie ihre Kritik in methodenkonformen Äußerungen verklausulieren kann. Nichtsdestotrotz wird auch hier die Willkür der Judikative deutlich: Während Sophie die Äußerungen zugunsten Mias auslegt, beantragt Bell die Verurteilung als Methodenfeindin.
Die Gesinnungsprüfung unterbricht Rosentreter, der seinerseits bei Nachforschungen herausgefunden hat, dass Moritz Holl unschuldig des Verbrechens an Sibylle Meiler war, da seine DNA durch die seines Knochenmark-Spenders Walter Hannemann kontaminiert wurde. Dieser gilt fortan als mutmaßlicher Täter. Dieser schwere Justizirrtum entlastet letztlich auch Mia.
Die Beweisführung Rosentreters ist deshalb erfolgreich, weil er die METHODE mit ihren eigenen Waffen schlägt: Seine Beweisführung beruht ausschließlich auf wissenschaftlichen Fakten.
Diese Enthüllung und Offenlegung der Fehlbarkeit der METHODE, die auch noch öffentlich vor den Medien stattfinden, können als Kriegserklärung an der Regierung gelesen werden.