Biotische Faktoren sind die Faktoren, die von anderen Lebewesen ausgehen und die Population einer Art beeinflussen. Zu nennen sind hier die vier wichtigsten:
Konkurrenz
Parasitismus
Symbiose
Räuber-Beute-Beziehung
Sind die Ressourcen in einem Lebensraum begrenzt und werden sie von verschiedenen Lebewesen genutzt, wird um diese Ressourcen zwangsläufig konkurriert. Dabei kann zwischen innerartlicher und zwischenartlicher Konkurrenz unterschieden werden. Diese Begriffe werden in der Fachliteratur auch manchmal als intraspezifische (innerartliche) und interspezifische (zwischenartliche) Konkurrenz bezeichnet.
Tiere handeln dabei nach dem Konkurrenzausschlussprinzip. Sie können sich, wenn die Konkurrenz um Ressourcen zu groß wird, einen anderen Lebensraum suchen, in dem die Konkurrenz nicht so groß ist. Dadurch wird ein Konkurrenzkampf vermieden. Dies ist für beide Arten von Vorteil, da ein Konkurrenzkampf immer einen Fitnessverlust bedeutet. Zwischenartlich ist dies leichter, da unterschiedliche Arten verschiedene Toleranzbereiche haben. Individuen einer Art haben einen komplett gleichen Toleranzbereich. Dementsprechend ist eine Konkurrenzvermeidung häufig mit einem Lebensraumwechsel verbunden.
Pflanzen können die Konkurrenz nicht ausschließen, da sie schlecht weglaufen können. Sie können entweder den Konkurrenten dominieren, so etwa bei dem Kampf um Licht, indem sie schneller in die Höhe wachsen, oder sie unterliegen ihm. Ein weiterer Weg ist die Bekämpfung des Konkurrenten mit Schadstoffen.
Aber unabhängig davon, ob Pflanze oder Tier: Ist die Konkurrenz zu groß, werden sich Individuen, ob inner- oder zwischenartlich, unterschiedliche Lebensräume suchen! Ist dies nicht möglich werden die schwächeren Individuen auf lange Sicht aussterben.
Beim Parasitismus lebt der Parasit in, an oder auf einem anderen Organismus, dem Wirt, und schädigt diesen. Nur der Parasit zieht daraus einen Nutzen. Durch ständige Ko-Evolution spezialisiert sich ein Parasit dabei immer mehr auf einen bestimmten Wirt. Durch diese Spezialisierung stirbt der Wirt im Normalfall nicht oder nicht sofort, da er die Lebensgrundlage des Parasiten bildet.
Man unterscheidet zwischen Zwischen- und Endwirt:
Zwischenwirt: Der Parasit befällt den Zwischenwirt, um von dort aus auf den Endwirt übertragen zu werden. Dabei findet die ungeschlechtliche Vermehrung statt. Der Zwischenwirt wird deutlich mehr als der Endwirt geschädigt, da er nur für die Übertragung auf den Endwirt benötigt wird.
Endwirt: Auf bzw. in diesem lebt der Parasit und pflanzt sich geschlechtlich fort. Der Endwirt wird dabei nur wenig geschädigt.
Außerdem kann noch in Ekto- und Endoparasiten unterschieden werden:
Ektoparasit: Dieser lebt auf seinem Wirt.
Endoparasit: Dieser lebt in seinem Wirt.
Beispiel:
Der Erreger Plasmodium wird durch eine Stechmücke (Endwirt!) auf den Menschen (Zwischenwirt!) übertragen. In dem Menschen vermehrt er sich rasch ungeschlechtlich und schädigt diesen stark. Eine zweite Mücke, die nun den Zwischenwirt sticht, nimmt wieder Plasmodien auf. In ihr befinden sich bereits andere Erreger und es kommt zur geschlechtlichen Fortpflanzung.
Bei einer Symbiose handelt sich hierbei um das Zusammenleben zweier unterschiedlicher Arten zum beidseitigen Vorteil. Man unterscheidet auch hier zwischen Ekto- und Endosymbiose, also ob die Organismen getrennt sind (Ektosymbiose) oder einer den anderen in sich aufnimmt (Endosymbiose).
Beispiel:
Ein Beispiel für eine Ektosymbiose, das sicherlich jeder kennt und auch schon Bestandteil einer Abituraufgabe war, sind Bienen und Blumen. Bienen erhalten von den Blumen Pollen und Nektar, die diesen als Nahrung dienen, und bestäuben im Gegenzug die Blumen. Die Darmflora ist wiederum ein gutes Beispiel für eine Endosymbiose. Hierbei leben zahlreiche Bakterien in dem Verdauungsorgan Dickdarm. Von der unverdauten Nahrung, die im Dickdarm ankommt, können sich die Bakterien ernähren. Dabei können sie bestimmte Bindungen spalten, die durch Enzyme des Menschen nicht gespalten werden können. Fettsäuren, die sie dabei abgeben, haben wiederum einen gesundheitlichen Nutzen für den Menschen.
Räuber und Beute leben in ständiger Ko-Evolution. Das bedeutet, dass sich die Beute an den Räuber anpasst und sich der Räuber wiederum an die Beute. Häufig besitzen Räuber ein Beutespektrum, sodass sie nicht auf eine spezielle Art als Beute angewiesen sind.
Sehr wichtig zu dem Thema Räuber-Beute-Beziehung sind die Lotka-Volterra-Regeln, die sich mit der Entwicklung der Populationen von Räuber und Beute beschäftigen:
Die biotischen Faktoren werden oft in Verbindung mit den abiotischen Faktoren abgefragt. In dem zur Verfügung gestellten Material wird ein bestimmter Lebensraum erläutert. Dieser beschreibt eine Beziehung zwischen verschiedenen Arten, welche anschließend eingeordnet und analysiert werden soll (z.B. Parasitismus, Symbiose).