Prinzip der Homöostase und Superkompensation
Prinzip der Homöostase
Der menschliche Körper steht ständig unter dem Einfluss seiner Umwelt. Wird der Körper durch eine Belastung - beispielsweise im Rahmen einer Trainingseinheit - beansprucht, so erfolgt im Rahmen dieser Belastung immer auch eine Anpassungsreaktion. Diese hat das Ziel, auf zukünftige Belastungen dieser Art ökonomischer reagieren zu können.
Die körperliche Reaktion auf einen Reiz läuft zwar - je nach Reiz - unterschiedlich stark ab, jedoch immer nach dem gleichen Schema:
- Der Körper befindet sich vor einer Belastung in einer Art Gleichgewicht, der sogenannten Homöostase. Dieses theoretische Gleichgewicht bezeichnet einen Zustand, in dem weder Ab- noch Aufbau funktioneller Masse stattfindet.
- Durch eine Belastung (einen Trainingsreiz) kommt es zu einer vorübergehenden Verminderung der Leistungsfähigkeit und somit zu einer Auslenkung dieses Gleichgewichtes. Der Körper gerät in einen Zustand des Ungleichgewichts, welcher Heterostase genannt wird. In einer solchen Phase entspricht der Leistungsstand des Körpers nicht mehr den Anforderungen der äußeren Umstände.
- Erholungsphase: Nach der Belastung erfolgt die Erholung des Körpers. In dieser Phase werden die durch die Belastung verbrauchten Ressourcen regeneriert.
- Gegenregulation: Auch nach Erreichen des Ausgangsniveaus laufen die Anpassungsreaktionen des Körpers weiter ab. Diese Anpassung über das Ausgangsniveau hinaus wird als Gegenregulation bezeichnet. Durch diese wird die Leistungsfähigkeit im Vergleich zum Ausgangsniveau gesteigert und es liegt eine Homöostase auf einem höheren Niveau vor.
- Reversibilität: Erfolgt nach der Gegenregulation kein neuer Belastungsreiz bzw. kein neues Training, so passt sich der Körper an das Fehlen der Belastung an und das Leistungsniveau sinkt wieder ab.
Prinzip der Homöostase
Prinzip der Homöostase: Wird der Körper durch eine Belastung beansprucht, erfolgt im Rahmen dieser Belastung immer auch eine Anpassungsreaktion.
Abiklinik
Verhältnis von Belastungs- und Erholungsphasen
Ist das Verhältnis der Belastungs- und Erholungsphasen optimal, findet die nächste Trainingseinheit immer nach dem Ablauf der Gegenregulation und vor dem Absinken des Leistungsniveaus statt. Dadurch steigt die Leistungskurve kontinuierlich an.
Ist das Verhältnis jedoch zugunsten der Belastungsphase verschoben, hat der Körper nicht ausreichende Erholungsphasen und das Leistungsniveau sinkt. Dieser Zustand wird als Übertraining bezeichnet.
Jedoch kann sich auch das Gegenteil, also zu wenig Trainingseinheiten, negativ auf das Trainingsniveau auswirken. Trainiert ein Sportler zu selten, sind seine Erholungspausen zu lang und der Körper passt sich an die fehlende Belastung an, indem er beispielsweise beginnt, nicht benötigte Muskulatur abzubauen. Auch in diesem Fall sinkt sein Trainingsniveau.
Verhältnis von Belastungs- und Erholungsphasen
Verhältnis von Belastungs- und Erholungsphasen: Das Verhältnis von Belastungs- und Erholungsphasen ist entscheidend für den Trainingserfolg. Zu lange oder kurze Pausen führen zur Verschlechterung des Ergebnisses.
Abiklinik
Wichtig ist hier noch zu erwähnen, dass die Anpassungsprozesse der Erholungsphase von einer Reihe von Faktoren abhängt und keine generelle Aussage über die Länge von Belastungs- und Erholungsphasen getroffen werden kann.
Formal können diese Faktoren in endogene (im Körperinneren wirkend) und exogene (von außen auf den Körper wirkend) unterschieden werden:
- Endogene Faktoren sind beispielsweise das Alter, das Geschlecht, die genetische Veranlagung, der Gesundheits- und der Trainingszustand.
- Exogene Faktoren umfassen die Ernährung des Sportlers, regenerative Maßnahmen wie beispielsweise das Schlafverhalten sowie die Belastungsmerkmale des Trainings.
Körperliche Anpassung
Körperliche Anpassung
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Superkompensation
Superkompensation ist eine Adaptation bzw. Anpassungsreaktion im Energiestoffwechsel. Sie zeichnet sich durch überschießende Wiederherstellung der Energiespeicher ATP und KP (energiereiche Phosphate) und Glykogen in Muskel und Leber aus. Die Superkompensation findet innerhalb der Phase der Gegenregulation statt.
Nach der Belastung tritt die Erholungsphase ein. Diese wird durch die Aufnahme oder den Aufbau von Kohlenhydraten und dem Ausschütten von Hormonen wie Insulin eingeleitet. Während der Erholungsphase werden die Glykogenspeicher wieder aufgefüllt und können sich sogar über die vorherige Speichermenge hinaus vergrößern. Dadurch steigt auch das entsprechende Leistungsniveau über den Anfangszustand hinaus an und der Körper ist damit leistungsfähiger und belastbarer als zuvor.
Kritik am Modell der Superkompensation
Im Rahmen des Abiturs kann es möglich sein, dass ihr nicht nur das Modell der Superkompensation erklären, sondern auch Kritik an diesem üben sollt.
Die Erkenntnisse des Modells der Superkompensation beruhen auf Forschungsergebnissen zum Glykogenstoffwechsel in den Muskeln und der Leber. Diese Erkenntnisse zum Bereich des Energiestoffwechsels werden jedoch häufig auf die sportliche Leistungsfähigkeit übertragen, welche eine Vielzahl von Komponenten aufweist.
Daraus ergeben sich folgende Probleme:
- Anpassungsreaktion der verschiedenen Systeme: Nach einer Belastung variiert die Regenerationsdauer der unterschiedlichen Funktionssysteme. So beträgt die nötige Dauer zum Wiederauffüllen der Kreatinphosphat-Speicher 3-5 Minuten und die Regeneration der Glykogenspeicher einige Stunden bis 1-2 Tage, während die Regeneration des Muskel- und Hormonsystems mehrere Tage in Anspruch nehmen kann. Diese unterschiedliche Regenerationsdauer wird auch als „Heterochronismus“ bezeichnet. Somit existiert kein Zeitpunkt, an dem alle Funktionssysteme gleichzeitig regeneriert sind.
- Unterschiedliche Wirkung von Belastungen auf Sportler: Die Regenerationsdauer ist auch entscheidend von der Art der Belastung abhängig. So ist die Regenerationsdauer nach einem intensiven Marathon länger als nach einem 5 km-Lauf. Zudem unterscheidet sich die Regenerationsdauer auch von Sportler zu Sportler. Trainingserfahrung, Alter und Veranlagung sind dabei einige weitere Aspekte.
- Verschiedene Aspekte der Leistungsfähigkeit: Wie bereits in dem Kapitel „Faktoren der sportlichen Leistungsfähigkeit“ verdeutlicht wurde, setzt sich die Leistungsfähigkeit aus verschiedenen Komponenten zusammen. Das Modell der Superkompensation befasst sich vor allem mit den Anpassungsprozessen konditioneller Fähigkeiten. Dabei wird nicht beachtet, dass während eines Trainings auch Lernprozesse stattfinden, die beispielsweise zu einer Verbesserung der Technik oder Taktik führen können. Die Lernkurve dieser Lernprozesse folgt nicht dem Verlauf der Superkompensation.
Das Modell der Superkompensation eignet sich somit, um den generellen Ablauf von Belastungs- und Regenerationsprozessen zu skizzieren und das Entstehen von Phänomenen wie Übertraining oder Unterforderung in Grundzügen zu erklären.
Jedoch können aus dem Modell alleine keine allgemeingültigen Empfehlungen oder konkrete Trainingsmaßnahmen abgeleitet werden.
Das Modell der motorischen Grundeigenschaften sowie das große Kapitel der "Superkompensation" sind wichtige Grundlagen, die immer wieder zum Lösen von Abituraufgaben benötigt werden. Hierbei ist nicht unbedingt detailliertes Auswendiglernen, sondern das Verinnerlichen der Grundprinzipien wichtig.