Der Liberalismus ist eine im 19. Jahrhundert entstandene, im Individualismus wurzelnde Weltanschauung, die in gesellschaftlicher und politischer Hinsicht die freie Entfaltung und Autonomie des Individuums fordert und staatliche Eingriffe auf ein Minimum beschränkt sehen will.
Thomas Hobbes (1588-1679) rechtfertigt in seinen Schriften den aufgeklärten Absolutismus. Sein eher pessimistischer Blick auf das Wesen der Menschen („Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf“) spiegelt sich in seiner Vertragstheorie wider.
Zentrale Elemente:
Ausgangspunkt ist auch hier der Naturzustand. In ihm sind alle Menschen so gleich, dass im Prinzip der Schwächste den Stärksten töten könnte. Demzufolge stehen wir Menschen in einem permanenten Konkurrenzkampf zueinander, weil nicht alles im Überfluss vorhanden ist. Das Leben ist von Unsicherheit geprägt, da keine Rechtssicherheit herrscht. Die Menschen leben in Anarchie und versuchen das eigene Überleben zu sichern. Außerdem dominieren Ruhm und Ansehen.
Das Problem zeigt sich darin, dass der Naturzustand dadurch gekennzeichnet ist, dass jeder eine Bereitschaft dazu hat, jeden anderen aus Gründen des Besitzes, der Sicherheit oder des Ansehens anzugreifen. Demzufolge herrscht ein Zustand des Krieges eines jeden gegen jeden vor. Eine kulturelle Entwicklung ist somit nicht realisierbar. Das Leben ist kurz und erbärmlich, weshalb das eigene Überleben gefährdet ist („es herrscht ständige Furcht und die Gefahr eines gewaltsamen Todes; und das Leben des Menschen ist einsam, armselig, widerwärtig, vertiert und kurz.“ [Thomas Hobbes: Das Bedürfnis nach Frieden - Leviathan]). Um dem Kriegszustand zu entkommen, übertragen die Menschen ihre Rechte auf einen Repräsentanten, wodurch ein Gesellschaftsvertrag innerhalb des Gemeinwesens erschaffen wird.
Um Ordnung zu schaffen, die dann im Gemeinwesen (Leviathan) realisiert werden kann, benötigen wir unsere Vernunft. Dabei ist die Vernunft nicht autonom. Das Selbstinteresse bzw. der Überlebenstrieb treibt die Vernunft an. Wir haben die Einsicht, dass wenn wir nicht auf andere eingehe und Freiheiten abgebe, es zu langfristigen Nachteilen kommt, die den Interessen des Gemeinwohls schaden. Es sollte versucht werden, Frieden zu schaffen und diesen auch zu erhalten.
Hieraus leitet sich ein natürliches Gesetz ab: Jeder Mensch besitzt als natürliches Recht die Freiheit zur Selbsterhaltung. Im Kriegszustand erkennt die Vernunft die Gefahr und versucht Friede zu schaffen und ebenso zu erhalten. Da jeder Mensch im Kriegszustand dieses Naturgesetz erhalten möchte, leitet Hobbes ein zweites Naturgesetz davon ab: Jeder sollte, sofern andere es auch sind, bereit sein, auf sein Recht auf alles zu verzichten und mit so viel Freiheit zufrieden sein, wie er anderen zugestehen möchte. Dies erinnert an die Goldene Regel. Im Sinne der Selbsterhaltung erkennen wir Menschen, dass das eine Pflicht darstellen sollte. Jedoch muss als Absicherung durch die Macht des obersten Repräsentanten (Souveräns) die Furcht vor Strafen immer einbezogen werden, da sich ansonsten nicht alle an die Vereinbarungen halten.
Unter der Voraussetzung, dass der andere es auch tut, tritt jeder das Recht, sich selbst zu regieren, an einen mehrheitlich gewählten Vertreter ab und unterwirft sich damit dem Souverän. Das geschaffene Gemeinwesen dient der Bürgersicherheit, wobei ein starker Souverän notwendig ist. Er muss so viel Furcht einflößen können, dass Friede und Sicherheit erhalten bleiben und das Gemeinwesen nicht in den Kriegszustand zurückfällt. Alle Gewalt wird in ihm vereint.
Hobbes schildert diesen Souverän in seinem Werk „Leviathan“ (1651) genau. Dabei treten die Bürger freiwillig ihre Rechte an ihn ab, damit dieser die Rechte sichert. Der Souverän muss seine zugewiesenen Rechte immer ungeteilt bewahren können. Gesetze zu erlassen, Recht zu sprechen, über Krieg und Frieden zu entscheiden, Steuern zu erheben sowie die Zensur von Presse und Wissenschaft bleiben stets in seiner Hand, da nur er diese wahren kann.
John Locke (1632-1704) legte mit seinem Werk „Zwei Abhandlungen über die Regierung“ (1689) eine Vertragstheorie zur konstitutionellen Monarchie dar, die dem Wohl aller dienen sollte.
Zentrale Elemente:
Alle Menschen sind im Naturzustand zunächst einmal gleich, was die Ausgangslage seiner Theorie darstellt. Innerhalb dieses Zustands herrscht vollkommene Freiheit und jeder hat selbst „alle Macht und Rechtsprechung“.
Zudem existiert ein Naturgesetz: Weniger Achtung des Besitzes der anderen als freie Verfügung über den eignen Besitz. Niemand hat besondere Privilegien, die ein anderer für sich nicht auch reklamieren könnte!
Da Menschen Vernunft besitzen und so zusammenleben können, dass sie keine staatliche Ordnung benötigen, bedeutet ein Leben im Naturzustand und kein Kriegszustand. Entscheidend ist Eigentum (rechtmäßiger Besitz): Das, was sich jeder selbst erarbeitet hat, darf er auch behalten, solange er es auch verbraucht. Wenn zu viele Güter bspw. verfaulen können (Plantagenobst), dann gehört diese wieder der Allgemeinheit. Sobald Dingen ein Tauschwert (z.B. Geld) zugeschrieben wird, führt dies zu großen Besitzunterschieden.
Erarbeitete Güter haben Neider zur Folge. Das Eigentum ist dadurch nicht mehr sicher, ebenso das eigene Leben (mehr Besitz bedeutet höhere Gefahr).
Hieraus ergibt sich ein Dilemma: Wer auf seine natürlichen Rechte besteht führt ein unsicheres Leben (er kann die Früchte seiner Arbeit nicht in Frieden genießen). Werden jedoch die natürlichen Rechte an Dritte abgegeben, so kann er von diesen willkürlich behandelt werden.
Lösung: Nur die „Fesseln der bürgerlichen Gesellschaft“ können für den sicheren Besitz von Eigentum sorgen. Demzufolge vereinen sich die Fleißigen. Die sich ergebende staatliche Ordnung schützt vor Willkür durch Gewaltenteilung. Wenn Menschen in einer Gemeinschaft ihre Freiheit einschränken, so verlieren sie diese nie ganz und somit auch nicht ihre natürlichen Rechte (Stichwort Naturrecht). Sollten sich Herrschende gegen sie stellen und ihnen schaden wollen, erhalten die Menschen automatisch das Recht sich dagegen zu wehren. Nach Locke ist somit jeder seines Glückes Schmied.
Hobbes | Locke | |
Mensch im Naturzustand | Kriegstreibender und von ständiger Angst erfüllter Konkurrenzkampf | Mensch als freies, vernunftbegabtes Wesen |
Freiheit | Recht auf alles; kein Genuss der Freiheit aufgrund von Leben in Angst | Vollkommene Freiheit im Rahmen des Gesetzes der Natur |
Sturz der Regierung | Möglich, wenn Ordnung nicht mehr gewährleistet wird | Erwünscht, wenn Naturrechte nicht bewahrt werden |
Teilung der Gewalt | Nein, weil ineffizient | Ja |