Das Risikofaktorenmodell beschäftigt sich - im Gegensatz zum Salutogenesemodell - nicht mit der Gesundheitsentstehung, sondern mit Faktoren, die Krankheiten begünstigen bzw. entstehen lassen können. Ein Risikofaktor ist eine körperliche, psychische oder umweltassoziierte Gegebenheit, die eine Krankheit wahrscheinlicher werden lässt. Besonders entscheidend in unserer Kultur sind dabei die Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die zum großen Teil von Arteriosklerose („Gefäßverkalkung“) ausgehen.
Es sind viele Faktoren, die Arteriosklerose und damit degenerative Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen. Die wichtigsten Faktoren werden in dem nachfolgenden Absatz besprochen. Wichtig ist im Voraus zu verstehen, dass sich Risikofaktoren nie summieren. Es entsteht meist ein exponentieller Anstieg des Gesamtrisikos, wenn mehrere Faktoren vorliegen. So ist bei vier Risikofaktoren das Risiko zu erkranken nicht viermal, sondern 16-mal so hoch wie bei nur einem Faktor. Generell unterscheidet man zwischen primären und sekundären Risikofaktoren sowie zwischen beeinflussbaren und nicht beeinflussbaren Risikofaktoren.
Primäre sind solche, die direkt Schäden bewirken und daher auch direkt eine Krankheit begünstigen oder gar herbeiführen. Solche primären Risikofaktoren sind bei einem Herzinfarkt beispielsweise Bluthochdruck, Rauchen oder hohe Cholesterinwerte.
Sekundäre Faktoren dagegen sind in Verbindung mit anderen Faktoren krankmachend, indem sie diese in ihrer Wirkung verstärken. Bezogen auf das oben aufgeführte Beispiel kann Stress oder Übergewicht als ein sekundärer Risikofaktor für Herzinfarkte angesehen werden.
Beeinflussbare Faktoren sind alle, auf die man selbst Einfluss nehmen kann, also in der Regel alle primären und sekundären Risikofaktoren. Alle übrigen, die man nicht beeinflussen kann bezeichnet man daher als „nicht-beeinflussbare Risikofaktoren“. Dazu gehören unter anderem Alter, Geschlecht sowie genetische Faktoren.
Bewegungsmangel:
Bewegungsmangel stellt den häufigsten Risikofaktor für degenerative Herz-Kreislauf-Erkrankungen dar. Definiert ist Bewegungsmangel als eine chronische Unterbeanspruchung der Muskulatur. Dadurch wird kein überschwelliger Reiz gesetzt, welcher für eine physiologische Anpassung notwendig wäre. Da alle Organe des Körpers gerade so leistungsfähig sind, wie es notwendig ist, sind neben den Muskeln auch die Funktionen vieler Organe stark eingeschränkt. Stoffwechselprozesse verschlechtern sich, wodurch Altersdiabetes oder Störungen des Fettstoffwechsels entstehen können.
Zusätzlich fördert Bewegungsmangel das Fortschreiten arteriosklerotischer Prozesse, welche sich wiederum auf das gesamte Herz-Kreislauf-System auswirken können. Bluthochdruck und ein erhöhtes Herzinfarktrisiko sind die Folge. Durch eine ungesunde Ernährung kann der Risikofaktor Bewegungsmangel auch das Ausbilden anderer Risikofaktoren beeinflussen.
Entsprechend kann es bei vielen Menschen mit Bewegungsmangel zur Ausbildung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Übergewicht und Haltungsschäden kommen.
Übergewicht:
Übergewicht zählt in der heutigen Zeit zu einem der häufigsten Risikofaktoren. Laut einer Studie des Robert-Koch-Instituts (von 2008-2011) sind 2/3 der Männer und 53 Prozent der Frauen in Deutschland übergewichtig. Übergewicht bedeutet, dass diese Personen einen Body-Mass-Index (BMI) von über 25 haben. Der BMI ist der Quotient aus Gewicht und Körpergröße zum Quadrat (kg/m²).
Die Ursache von Übergewicht ist das Missverhältnis von Energieverbrauch und Energieaufnahme. In den letzten Jahren hat der Energiebedarf aufgrund mangelnder Bewegung stark abgenommen, während die durchschnittliche Energieaufnahme stetig zunimmt. Das Resultat ist eine anwachsende Bevölkerungsgruppe, die unter Übergewicht oder sogar unter Fettleibigkeit (Adipositas) leidet. Dabei darf man Übergewicht auf keinen Fall als Risikofaktor unterschätzen, da er viele Krankheiten hervorruft bzw. begünstigt. Dazu zählen Diabetes mellitus, Gicht, erhöhte Blutfettwerte, Herzerkrankungen, Bluthochdruck, degenerative Erkrankungen des Bewegungssystems und viele damit verbundene Begleiterkrankungen.
Rauchen:
Tabakrauch enthält neben Nikotin viele weitere schädliche bzw. giftige Stoffe. Oft wird übersehen, dass diese Stoffe sich nicht nur in der Lunge ablagern und wirken, sondern durch die starke Lungendurchblutung sofort ins Blut übergehen. Von hier erreichen sie nahezu den gesamten Körper. Dadurch kann Rauchen viele verschiedene Krankheiten im ganzen Körper auslösen und stellt somit einen der entschiedensten Risikofaktoren dar.
Das Nikotin selbst hat eine gefäßverengende Wirkung, sodass kleinste Blutkapillare teilweise nicht mehr durchblutet werden. Dies hat zum einen Einfluss auf die Extremitäten, die unterversorgt werden, aber auch auf den Blutdruck, der ansteigt. Da dieser Effekt bis zu vier Stunden nach einer Zigarette anhält, ist er bei den meisten Rauchern nahezu ununterbrochen vorhanden.
Auch die Flexibilität der Erythrozyten (roten Blutkörperchen) wird durch Tabakkonsum herabgesetzt. Dadurch nimmt die Zähflüssigkeit des Blutes zu und die Thrombosegefahr steigt. Im Zusammenspiel mit anderen Giftstoffen kann es langfristig zu Gefäßverengungen kommen, die bis zu irreversiblen Gefäßverschlüssen führen können. Die Folge ist eine sog. „Raucherzehe“ oder ein „Raucherfinger“. Diese sind häufig nur noch durch Amputation therapierbar. Im schlimmsten Fall verschließen sich Herzkranzgefäße oder Arterien des Gehirns.
Neben den ganzen organ- und kreislaufschädigenden Effekten darf auch das enorme Tumorrisiko nicht unterschätzt werden. Dabei sind vor allem die Bereiche, die direkt mit dem Rauch in Kontakt kommen, gefährdet. Neben Lungenkrebs ist Kehlkopf-, Lippen- oder Zungenkrebs häufig.
Weitere Risikofaktoren:
Die oben aufgeführten Risikofaktoren sind die häufigsten Risikofaktoren in Deutschland und auch die beliebtesten Fragen zu diesem Thema im Landesabitur Sport. Jedoch gibt es noch sehr viele weitere Risikofaktoren, welche beispielsweise in der Analyse einer Krankengeschichte hilfreich sein können. Ein paar weitere Faktoren sind erhöhte Blutfettwerte, verstärkter Alkoholkonsum, Drogen, Stress und Diabetes.
Mögliche Kritik: Besonders im Rahmen des Sportabiturs sollte noch erwähnt werden, dass das Risikofaktorenmodell, wie der Name schon sagt, auf Risikofaktoren hinweist. Daher ist es als ein Modell zum Vorbeugen krankheitsförderlicher Verhaltensweisen anzusehen. Dabei kann vor allem kritisiert werden, dass dieses Modell keinen Zugang zu gesundheitsfördernden Maßnahmen liefert. Außerdem werden die Zusammenhänge von Sport und Gesundheit nur unzureichend erfasst.
Auch das Risikofaktorenmodell ist ein sehr beliebtes Abiturthema. Es können einzelne Aspekte des Modells, wie der Bewegungsmangel, abgefragt werden, jedoch ist es auch möglich das ganze Modell reproduktiv wiederzugeben. Bei der Wiedergabe des ganzen Modells sollte darauf geachtet werden, die zugrundeliegenden Prinzipien möglichst genau darzustellen und einige geeignete Beispiele zu nennen, welche sich negativ auf die Gesundheit auswirken können. Danach solltet ihr euch schon einen Großteil der Punkte gesichert haben. Gelegentlich wird noch nach einem kurzen Vergleich mit dem Salutogenesemodell gefragt. Bei diesem Vergleich soll vor allem beschrieben werden, dass sich das Risikofaktorenmodell nur nach der Vermeidung krankmachender Faktoren richtet, während sich das Salutogenesemodell auch mit gesundhaltenden Faktoren beschäftigt.