Arthur Schopenhauer (1788-1860) war ein Philosoph, dessen Theorien auf den Vorstellungen der kantischen Philosophie beruhen. Er spielt im Ethikunterricht besonders beim Thema Tierethik mit seiner Gefühls- und Mitleidethik eine wichtige Rolle. Schopenhauer war selbst ein großer Tierfreund und zog Tiere sogar menschlicher Gesellschaft vor.
In seiner Vorstellung besitzt der Mensch die drei Triebfedern Egoismus, Bosheit und Mitleid; wobei das Mitleid sich aus Gerechtigkeit und Menschenliebe zusammensetzt. In seiner Philosophie ist der Wille besonders zentral, da der Wille die Urkraft allen Lebens auf der Welt darstellt. Er wird als grundloser Drang verstanden, der nach Erfüllung sucht. Daher ist er die Wurzel von Egoismus und Bosheit, weil er sich immer nach Erfüllung sehnt, ungeachtet, ob dies überhaupt möglich ist. Da der Wille allerdings nicht immer erfüllt werden kann, versinkt der Mensch in Melancholie.
Schopenhauers Philosophie gilt als pessimistisch, da der Wille, welcher sich nach einer Erfüllung der Triebe (Hunger, Fortpflanzung, etc.) sehnt, nur manchmal erfüllt werden kann. Tritt die Erfüllung ein, besteht Langeweile; sofern er unerfüllt bleibt, befindet er sich in Not. Somit schwebt der Wille immer zwischen Not und Langeweile, was auf langer Sicht dazu führt, dass der Wille, also der Mensch, leidet. Der Tod wäre neben der Askese, also der Erkenntnis der Einheit aller Wesen, Kunst, Musik und Moral, der einzige Ausweg, das schmerzvolle Dasein zu überwinden. Der Wille ist der Grund zur Existenz aller Lebewesen, egal ob Mensch oder Tier, was einen Tierschutz durch die Gemeinsamkeit erklärt.
Das Mitleid bietet nach Schopenhauer die Grundlage der Moral, da es das einzig ethische und zugleich uneigennützige Verhalten sei. Du kannst dich sicherlich noch an deine Kindheit erinnern oder hast bestimmt schon einmal kleine Kinder erlebt. Wenn ein kleines Kind beispielsweise einen anderen Menschen schlägt, fängt es danach häufig an, zu weinen. Dies geschieht in erster Linie nicht, weil es sich schlecht fühlt und verstanden hat, dass man keine anderen Menschen verletzt, sondern weil das Kind den Schmerz des anderen nachvollzieht; es verspürt Mitleid. Folglich identifizieren wir uns mit dem Leid anderer und Überwinden dadurch den eigenen Egoismus, indem wir mit fühlen. Dieses Mitleid lässt sich nicht-metaphysisch (erfahrungsbasiert) als zielloses Gefühl erklären. Metaphysisch (alle möglichen Erfahrungen übersteigend) lässt sich das Mitleid vom moralischen Handeln aus der Erkenntnis der Wesensidentität ableiten. Das bedeutet, dass wir erkennen, wie die andere Person fühlt, um die Verbindung zwischen Ich und Du zu ermöglichen. Schließlich finden wir uns durch das Mitleid, wodurch wir den Schmerz fühlen, in anderen Menschen wieder.
Auf den Bereich der Tierethik bezogen, stellt Schopenhauers Mitleidsethik eine Herleitung zur Verfügung, durch welche die Ablehnung des Tötens von Tieren erklärt wird. Da wir dem Tier durch unseren Willen sehr ähnlich sind, wäre es nicht gerechtfertigt, ein Tier zu töten. Auch das Mitleid spielt eine Rolle, da man dieses auch gegenüber einem Tier spüren kann, indem man sich schlecht fühlt, ihm Schmerzen zuzufügen, ähnlich wie einem anderen Menschen (wie im Beispiel erläutert). Durch die Wahrnehmung der Emotion der Gegenseite sorgen sogenannte Spiegelneuronen im Gehirn für eine Spiegelung der Emotionen. Dadurch leiden wir mit dem Gegenüber und sind dazu angetrieben, dieses Zusatnd zu verändern und das Leid zu beenden. Motivation für die Beendigung des Leids ist in diesem Fall nicht die Vernunft, wie dies bei anderen Handlung häufig vorkommt, sondern die emotionale Erfahrung des Leids des Gegenübers dient als Triebfeder unserer Handlung. Dementsprechend sieht Schopenhauer lediglich einen geringen Unterschied zwischen Menschen und Tieren, welcher das Töten oder Verletzen eines Tieres nicht rechtfertigt und in gewisser Hinsicht gegen unser emotionales Empfinden spricht.