Der Begriff der Verantwortung begegnet uns immer wieder in sehr negativen Situationen – sei es eine Chemiekatastrophe, der Einsturz einen Flughafenterminals oder ein Vorfall in einem Atomkraftwerk wie in Fukushima.
Der Philosophieprofessor Hans Lenk (geb. 1935) sagt, dass Verantwortung nicht gleich Verantwortung ist. Seiner Ansicht nach sei eine Unterscheidung von Verantwortungstypen und dementsprechend auch eine Auseinanderhaltung der Verantwortungsbegriffe notwendig.
In dem Werk „Technik und Ethik“ (1993) werden sie charakterisiert:
Fazit: Diese drei Arten von Verantwortung zielen alle auf eine moralische Instanz ab. Jeder Einzelne übernimmt in einem System Verantwortung – für seine eigenen Handlungen sowie für die der anderen (Schutz anderer).
Gerade Katastrophen zeigen auf, dass nicht nur eine moralische Instanz in den Blick genommen werden muss, sondern auch eine rechtliche Dimension. Gerade im straf-, zivil- und verwaltungsrechtlichen Bereich sind unterschiedliche Verantwortlichkeiten und Haftbarkeiten einzelnen Akteuren zuschreibbar.
Schnell wird hier klar, dass ein Einzelner niemals die Gesamtverantwortung tragen kann. Es geht um eine kollektive Verantwortung. Hieraus ergibt sich aber auch ein Problem: Wie wird die Verantwortung auf Einzelne verteilt. Hat der Firmenchef mehr als andere oder alle gleich viel?
Lenk schaut konkret auf die Mitverantwortungsebene Einzelner im Kollektiv. Kriterien sind: I ntensität der Handlungsbeteiligung, Eingriff- und Kontrollmöglichkeiten. Bei solch einem Beteiligungsmodell verkleinert sich die Verantwortung nicht. Es muss dabei immer auf die Handlungsfolgen geachtet werden, wenn viele Akteure mit ihren Taten aufeinandertreffen – hier kann sich ansonsten schnell ein Verteilungsproblem ergeben.
Nach Lenk nimmt die Verantwortung entsprechend einer „Anordnungsbefugnis“ nach oben hin zu. Entscheidend bleibt für ihn, dass sich kein Verwässerungseffekt ergeben darf – jeder ist für seine Handlungen verantwortlich, jedoch mit einer genauen Staffelung zu überprüfen. Mit dem Verwässerungseffekt weist Lenk darauf hin, dass die Verantwortung der Beteiligten nach unten (hierarchisch) nicht weniger wird und somit nicht an Intensität verliert. Auch "unten" stehende Fachkräfte (siehe Grafik) haben eine Mitverantwortung. Auch dieser Personenkreis hat diverse Eingriffs- und Kontrollmöglichkeiten in Bezug auf die höheren Instanzen.